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Der Weg zum Roman

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Maupassants überragende Bedeutung als Novellist ist unbestritten, seine Romane werden jedoch von der Literaturkritik im allgemeinen nicht so hoch gewertet. In einer knappen, aber sehr instruktiven Untersuchung überprüft nun Halperin diese Meinung. Zuerst charakterisiert er die Persönlichkeit und das künstlerische Bekenntnis des Dichters, dem es durch unermüdliche Arbeit gelang, seine komplizierte Natur im Ringen gegen die Krankheit menschlich und künstlerisch zur Einheit zu formen. Daran schließt sich die Interpretation der sechs Romane — auch das aufschlußreiche Romanfragment „Angelus“ wird behandelt — nach ihrem Gehalt und ihrer Erzähltechnik. Es wird gezeigt, wie Maupassant seine Technik immer folgerichtig der jeweiligen künstlerischen Aufgabe unterwarf und wie ihm als Ziel die Verschmelzung der „plastischen“ mit der „analytischen“ Methode vor Augen stand. Beispiel dafür ist der Roman „Mont-Oriol“. Der Weg von der Novelle und der Chronik zum Roman bezeichnet den menschlichen und dichterischen Reifeprozeß Maupassants. Das Ergebnis der Untersuchung: Jeder seiner Romane ist „ein rundes Meisterwerk“, der Romancier ist dem Novellisten durchaus ebenbürtig. Maupassant ist kraft seines echten Künstlertums auch heute ein Gegenwärtiger, einer der Großen, deren Werk nie veralten kann.

Wenn auch der Verfasser die Darstellung der einzelnen Romane nur in großen Zügen und manchmal ein wenig sprunghaft gibt, so enthält der kleine Band doch einige wichtige Hinweise und trägt so zu einem tieferen Verstehen des Dichters bei.

Josef Halperin schuf auch eine einfühlsame Übertragung von Maupassants erstem Roman, „Ein Leben“ („Une vie“), der ergreifenden Darstellung eines Frauenschicksals, in welcher schon die künstlerische Größe dieses Erzählers offenbar wird. Das geschmackvoll ausgestattete Buch erschien ebenfalls im Artemis-Verlag (263 Seiten, Preis 16.80 sfr.) im Rahmen der Gesamtausgabe der Romane Maupassants.

Infolge eines technischen Fehlers scheint der Name des Rezensenten des Buches „Kulturgeschichte des Alltags“ in der Nr. 25/1962, S. 12, nicht auf. Der Rezensent war Dr. Theo Trümmer.

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