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Erkenntnistheorie, das hölzerne Eisen

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Der an der Universität Wien lehrende Philosoph Günther Pöltner setzt sich mit einem Thema auseinander, das in letzter Zeit immer stärker popularisert worden ist.

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Der an der Universität Wien lehrende Philosoph Günther Pöltner setzt sich mit einem Thema auseinander, das in letzter Zeit immer stärker popularisert worden ist.

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Evolution ist unbestritten eine der zentralen Kategorien, mit denen der moderne Mensch sein Verständnis von Wirklichkeit, Welt und seines Lebens in ihr umreißt. Der ursprünglich biologische Begriff wurde längst zum weltanschaulich aufgeladenen Deutungsmuster: aus der naturwissenschaftlichen Evolutionstheorie wurde der Evolutionismus, der mit universalem Geltungsanspruch auftritt. Was der Physik in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht gelungen ist, sollte die Biologie in unseren Tagen nachholen: die Philosophie zu beerben.

Günther Pöltner setzt sich hier mit dem auseinander, was dog- matisiert als „Evolutionäre Erkenntnistheorie“ auftritt. Pöltner gelingt in peniblen Analysen der wichtigsten Schriften von Konrad Lorenz, Rupert Riedl und Gerhard Vollmer der Nachweis, daß diese „Erkenntnistheorie“ als empirische Theorie ihrem universalen Anspruch nicht gerecht wer

den kann; dies nicht zuletzt deshalb, weil sie „als empirische Theorie… ein hölzernes Eisen“ ist (195).

Die methodisch klare und unzweideutige Argumentation wird im Ergebnis feststellen, daß die Evolutionäre Erkenntnistheorie die philosophisch entscheidende Frage nach dem Ermöglichungsgrund des Erscheinens völlig ausklammert und Erkenntnistheorie auf faktisches Wissen reduziert. Darüber hinaus wird oft genug zirkulär argumentiert, das heißt, was bewiesen werden soll, wird stillschweigend vorausgesetzt.

Pöltner bietet mit dieser gründlichen Arbeit auch dem naturwissenschaftlich Denkenden eine nützliche philosophische Grandlage, die ihre klassische, das heißt transzendentale Herkunft nicht zu verleugnen braucht.

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