6754893-1967_42_18.jpg
Digital In Arbeit

Klassik der Soziologie

Werbung
Werbung
Werbung

KLASSIK DER SOZIOLOGIE (Eine polemische Auswahl). Von C. Wright Mills. Fischer Paperback, Frankfurt/Main, 486 Selten, DM 19:80.

Die vorliegende Auswahl aus Werken, deren Autoren heute den Klassikern der Soziologie zuzurechnen sind, stellt das Bemühen des (vor einiger Zeit verstorbenen) nordamerikanischen Soziologen (selbst einer der bedeutendsten seines Faches) dar, seinen Widerspruch gegen ein Uberhandnehmen der Soziometrie, gegen einen „Faktenfetischismus“, in den Sozialwissenschaften zu dokumentieren. Zu diesem Zweck werden Auszüge aus Werken jener Soziologen, die der Überwertung der Zahlen In der Soziologie nicht unterlegen sind, präsentiert. Mills glaubt, auf diese Weise gleichzeitig einen Beitrag zu einer Rehumanisierung der Soziologie leisten zu können, zu einer Rückführung auf ihren eigentlichen Gegenstand, den Menschen. Zum Unterschied von früher bedient sich nach Mills die gegenwärtige Soziologie zudem allzu wenig der Erkenntnisse der anderen Humanwissenschaften, etwa der Anthropologie (S. 9).

Die klassische Periode sieht Mills mit dem Beginn der dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts beendet. Dementsprechend trifft der Herausgeber auch seine Auswahl, die überdies dadurch bestimmt ist, daß die meisten Autoren, die von Mills publiziert werden, ihre Untersuchungen in Auseinandersetzung mit Marx vornehmen, dessen Bedeutung selbst im Marxismus in der Zwischenzeit abgenommen hat, so daß die soziologischen Untersuchungen nunmehr auf Grund einer Konfrontation der Gelehrten mit anderen Bereichen des sozialen Lebens vorgenommen werden.

Von Herbert Spencer, dem großen Schilderer der sozialen Strukturen,

wird eine Arbeit über „Das Klassenurteil“ (einem sterotypen Klassen-vorurteil) vorgelegt. Aus dem Werk Karl Mannheims enthält die Auswahl ein Kapitel über „Die Aussichten der wissenschaftlichen Politik“, von Karl Marx und Friedrich Engels eine Darstellung „Uber den Klassenbegriff“. Ähnlich ist die Thematik von Max Weber („Klasse, Stand, Parteien“). Vom allzu früh vergessenen Thorstein Veblen stammt eine Analyse über „Status und Unzufriedenheit“ und von Max Weber eine Analyse über die „Bürokratie“, die in der gegenwärtigen Soziologie von großer Bedeutung ist. Deutlich von der Kontroverse mit dem orthodoxen Marxismus geprägt sind die anschließenden Auszüge: Caetano Mosca „Die herrschende Klasse“, Robert Michels „Das eheme Gesetz der Oligarchie“, Vilfredo Pareto „Eliten, Gewalt, Regierungsformen“, Thorstein Veblen „Die Haupttendenz“ und Josef Schumpeter (bisher der einzige große Soziologe im Sinn der verstehenden Methode, den Österreich hervorgebracht hat) „Über den Kapitalismus“ (ein Auszug aus dem Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, erschienen bei Francke, Bern, eine der hervorragendsten Analysen der Gesellschaftsordnung dieses Jahrhunderts).

Über die „Krise der Individualität“ (gleichsam als Arbeitstitel) schreiben Georg Simmel „Die Großstädte und das Geistesleben“, Emile Dürkheim ..Über die Anomie“, Karl Marx und Friedrich Engels „Über die Entfremdung“ und Karl Mannheim „Typen der Rationalität und organisierte Unsicherheit“.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung