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Jetzt also Katalonien. Zunehmend fassungslos verfolgen wir den Machtkampf zwischen Barcelona und Madrid. Politiker auf dem Egotrip und ihre wütenden Anhänger. Alles längst zur Genüge bekannt. Nur die Konstellationen ändern sich. Und zwar so schnell, dass wir all die Nachrichten nicht mehr richtig verarbeiten können. Die Kurden im Nordirak. War da nicht auch erst ein Referendum? Nebenan in Syrien ist weiter Krieg. Wer nochmal gegen wen? Ein möglicher Brexit hat uns in größte Aufregung versetzt. Aber das ist gefühlt Lichtjahre her. Jetzt langweilen die sich schleppenden Verhandlungen nur noch. Wir haben uns daran gewöhnt, dass der amerikanische Präsident via dümmlicher, ungebührlicher und ungehöriger Tweets Politik betreibt.

Erschreckend rasch wurde dieser Zustand zur Normalität. Wir rasen atemlos durch die Nachrichten. Nächte werden angstschwarz. Aber die nächsten Tage bringen Licht und Ablenkung. Um in der Flut nicht unterzugehen, haben wir Überlebensstrategien entwickelt. Wir blenden die eigene Betroffenheit möglichst aus. Genauso wie Empathie mit Opfern, Schwächeren, Andersdenkenden. Stattdessen werden wir wütend, weil wir in unserer Atemlosigkeit die eigene Unzulänglichkeit spüren. Mit dieser Hornhaut um die Seele rezipieren wir Nachrichten immer öfter wie eine Form des Entertainments. Mit leichtem Gruseln, wohligem Schaudern oder auch hämischer Freude verfolgen wir, welche Typen mit welchen Mitteln aufeinander losgehen, aneinander scheitern, sich übertrumpfen. Als ob wir am Drehbuch ohnehin nichts ändern könnten, lassen wir uns von den lautesten, fiesesten Schurken unterhalten. Manche bewundern wir klammheimlich oder verehren sie sogar ganz offen. Dann gehen wir vom Sofa auf die Straße und stellen fest, wir spielen auch in diesem Film mit. Denn dies ist unsere Realität ...

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