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Bukarest wirbt am Balkan

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Es begann mit den großen Werbetouren des rumänischen Wirtschaftsverantwortlichen Nr. 1, Radulescu und des Außenministers Manescu in der zweiten Hälfte des Jahres 1968 in Südamerika. Manescu opferte fast volle zwei Monate und besuchte die südamerikanischen Länder. Seine Weihnachts- und Neujahrsferien widmete Manescu für eine diplomatische Offensive in nordafrikanischen und nahöstlichen Staaten. Der Monat März 1969 wurde für die Türkei, Neuseeland, Australien und Asien — überall für nichtkommunistisch regierte Länder — reserviert.

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Es begann mit den großen Werbetouren des rumänischen Wirtschaftsverantwortlichen Nr. 1, Radulescu und des Außenministers Manescu in der zweiten Hälfte des Jahres 1968 in Südamerika. Manescu opferte fast volle zwei Monate und besuchte die südamerikanischen Länder. Seine Weihnachts- und Neujahrsferien widmete Manescu für eine diplomatische Offensive in nordafrikanischen und nahöstlichen Staaten. Der Monat März 1969 wurde für die Türkei, Neuseeland, Australien und Asien — überall für nichtkommunistisch regierte Länder — reserviert.

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Die TürkeivMte ist eine “wichtige Episode eines weltumfassenden Plans, in dessen Rahmen Bukarest neue oder intensivere politische und ökonomische Beziehungen zu „Ländern mit verschiedenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Systemen“, lies: zur freien Welt, auszubauen versucht. Die Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarn ist seit Ceausescus Machtübernahme en vogue. Dahinter steckt eine neue rumänische Balkanpolitik, die mit Moskaus Vorstellungen nicht identisch ist. Die Belebung der Idee einer zeitgemäßen „Kleinen Balkan-Entente“ geistert seit 1957 in Bukarest herum. Angesichts der wachsenden, aggressiven Kritik Sowjeteuropas gegenüber Rumänien lag auf der Hand, daß Bukarest eine Annäherung in erster Linie zu Jugoslawien und In Richtung Türkei suchte. In dieser Relation dürfte die eindeutig milde Einstellung Bukarest gegenüber der neuen griechischen Regierung enrtispreehen.

Eine wahrscheinlich nicht beabsichtigte Pikamterie des irumäiniilschen Besuchs in der Türkei ist, daß er gleich nach dem Büdapester Treffen des Politischen Konsultativsrats der Warschauer Paktes erfolgte. Es ist anzunehmen, daß Rumänen und Türken in Ankara ihre aufrichtige Meinung dm Hinblick auf eine europäische Sicherheitskonferenz sowjetischer Prägung nicht unter dem Scheffel verborgen haben. Bukarest interpretiert ja recht „individualistisch“ die verschiedenen kommunistischen Dokumente. Neulich sind sowohl Rumänien und die Türkei bestrebt, eine unabhängige Außenpolitik zu entwickeln, abgesehen von ihrer Zugehörigkeit zu den einander gegenüberstehenden europäischen Miiiitärblöcken. Angeblich schwebt in Bukarest und Ankara das Wunschbild einer „neutralen Zone am Balkan“ vor den Augen. Wie das mit der Teilnahme der Türkei in den Alliierten Mittelmeerseestreitkräften und ihrer bilateralen Abmachungen mit den Vereinigten Staaten in Einklang zu bringen sei, ist derzeit unübersichtlich. Interessant ist, daß während Ceausescus Besuchs der Sowjetmarschaill Jakubowsky, der Befehlshaber der Warschauer Paktarmee, wieder einmal — seit dem Herbst 1968 zum viertenmal! — in Sofia weilte. Der kriegerische Marschall ist gar nicht geneigt, aus dem „roten Balkan“ eine „entnuklearisierte und raketenfreie Zone“ zu machen. Dies dürfte den Türken und den Rumänen Viel mehr am Herzen liegen.

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