Der ehemalige Hoffnungsträger und der Mob

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Es gab eine Zeit, da war Micheil Saakaschwili der Stern einer neuen Politikergeneration. Jung, gut gebildet und willens, das Erbe der ehemaligen kommunistischen Regime in Osteuropa in marktwirtschaftlich geprägte Demokratien zu verwandeln. So jedenfalls begann ein scheinbar unaufhaltsamer Aufstieg des georgischen Juristen und Menschenrechtsexperten vom promovierten Juristen und Heimkehrer zum Justizminister, Parteigründer und Staatschef. Das Übel der Korruption wollte er beseitigen, er ließ Teile seines Staatsapparates, etwa der Polizei, entlassen und hatte Erfolg und Zustimmung. Doch nicht alle Träume Saakaschwilis und noch weniger Hoffungen der Bürger Georgiens erfüllten sich. Zu wirtschaftlichen Problemen gesellten sich vor allem steigende Spannungen mit Russland um die Provinz Südossetien und Abchasien. Saakaschwili brach einen Krieg vom Zaun, den er nicht gewinnen konnte. Russland schickte Truppen gegen die in Ossetien einmarschierenden Georgier und verfolgte sie bis vor die Tore der Hauptstadt Tiflis. Bald darauf kamen Korruptionsanklagen. Saakaschwili ging ins Exil in die Ukraine, wurde Bürgermeister von Odessa, scheiterte auch dort mit seinen Versprechungen und brachte sich in den Ruf, selbst Teil der Mafia zu sein, die er eigentlich bekämpfen wollte. Als ihn die Polizei deshalb verhaften wollte, setzte er einen Mob in Gang, der ihn aus dem Polizeigewahrsam befreite. Er selbst sieht sich als Robin Hood, zu befürchten ist allerdings, dass der Anwalt nur noch Anwalt in eigener Sache ist.

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