Prinz Guttenberg und die Läuterung

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Ja, die schöne Politik ist eben nicht die Wissenschaft. Dieser Tage quoll diese Erkenntnis nicht nur aus allen möglichen Dissertationen, sondern auch aus dem Munde der gewählten Volksmandatare und Würdenträger. Die historisch Allergrößten des Standes selbst wurden beschworen. Ja, auch Bill Clinton habe es getan, vielleicht auch Franz Josef Strauss und nicht auch Martin Luther King? Und wenn schon Gedanken für Weltfiguren des Stehlens recht seien, dann sei das für einen kleinen deutscher Minister doch nur billig.

Nachdem auch diese verzweifelten Rettungsversuche der CDU/CSU-Spinabteilung nichts fruchteten, warf sich Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel selbst in die Schlacht um ihrem Kronprinzen Karl-Theodor zu Guttenberg. Da gab es kein Zaudern vor der Alma Mater: Sie habe ja einen Minister und keinen wissenschaftlichen Assistenten ins Kabinett berufen.

Wohl wahr, das hat sie nicht. Sie hat einen Mann anderer Qualitäten bestellt, Qualitäten, die in der Politik gefragt sind. Auf bestem Fuße mit Wählern und Medien - und im speziellen Fall verlogen bis zum Beweis des Gegenteils und darüber hinaus.

Was zählt das sind zunächst andere Eigenschaften: Guttenberg, geliebt vom Boulevard, angehimmelt von der Neuen Post. Wen kümmert da noch die Ehrlichkeit? So wird er vermutlich denn auch in ein paar wenigen Jahren wiederkehren in Amt und Würden, vielleicht mit neuem Doktorentitel, diesmal ehrlich erworben - so haben sich die Parteistrategen das ausgedacht. Kann er das, Guttenberg? Natürlich kann er. Gäbe es da nicht leise Zweifel: Nicht wegen der lästigen Moral, die die Kanzlerin schon mit Schwung ad acta legte. Die Frage ist aber: Ist Guttenberg verschlagen genug zum Staatsgeschäft, nachdem er sich in eigener Angelegenheit als so tollpatschig, überheblich und dumm erwiesen hat? Denn wie Merkel ja sagt: sie braucht einen Minister, nicht von Adel, sondern von allen Wassern gewaschen.

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