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Früher hat Muhamed regelmäßig sein Olivenöl für die Kollegen im Studio mitgebracht. Es hat ein wenig scharf geschmeckt, frisch und ehrlich. Eigenanbau eben. Vom Olivenhain neben seinem Haus in dem arabisch-israelischen Dorf, das er von seinen Großeltern geerbt hat. Jetzt muss ich wieder das unpersönliche Olivenöl im Supermarkt kaufen. Und trotzdem hat diese Geschichte einen positiven Beigeschmack.

Muhamed hat in Bayern studiert. Seine Kinder gehen auf eine gemischte arabisch-israelische Schule. Er kennt sich mit Friedrich Nietzsche genauso gut aus wie mit den Geschichten aus der Bibel, schließlich ist er als ARD-Mitarbeiter für das Heilige Land zuständig. Er liebt Österreich, wo er gerne Urlaub macht und sich vorstellen könnte, irgendwann zu leben. Aber viel tiefer noch geht die Liebe zu seiner Heimat. Auch wenn er das nicht so formulieren würde, weil er auch den tiefen Hass und die großen Ängste spürt. Und weil er Rationalist ist, kein Romantiker.

Er hat den Olivenhain seiner Vorfahren abgeholzt. Stattdessen steht dort jetzt eine riesige Halle. Ein Schwimmbad nur für Frauen und Kinder. Muhamed hat zwei junge Töchter, einen kleinen Sohn.

Er wollte nicht länger akzeptieren, dass Mädchen und Frauen in seiner Gesellschaft keine Orte haben, wo sie schwimmen lernen können. Und wo sie dann das Gleiten übers Wasser genießen können, ohne voll bekleidet sein zu müssen. Denn auch wenn er selbst mit westlicher Badebekleidung kein Problem hat, weiß er doch, dass der gesellschaftliche Druck zu groß ist. Wenn überhaupt, gehen arabische Frauen nur am ganzen Körper verhüllt ins Wasser. Immer in Angst, von männlichen Blicken als unzüchtig wahrgenommen zu werden. In Muhameds Schwimmhalle können sie nun etwas Ballast loswerden und spüren, wie sich diese Freiheit anfühlt.

Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten

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