Öffentlich ist es still um die Kirche in Österreich geworden. Angesichts schmerzhafter Schlagzeilen früher, für viele eine erholsame Phase. Ihr Auftrag verlangt aber eine Initiative zur Wiedergewinnung öffentlicher Aufmerksamkeit. Dabei käme es angesichts des Rückzugs in die Pfarrgemeinden vielleicht auch zu einer Wiederbelebung der Österreich-Ebene.
Seit einigen Monaten werben nun die Katholischen Laienorganisationen gemeinsam für die Idee einer kirchlichen Großveranstaltung im Jahre 2003 unter dem Arbeitstitel "Christsein ist grenzenlos". Dem Präsidenten der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Christian Friesl, schwebt ein "großes Fest selbstbewusster Christen" vor, das dem "vielfältigen Flachsinn" der Unterhaltungsgesellschaft die Tiefe eines lebendigen Glaubens gegenüber stellt. Aus dem Glauben erwachse auch ein Auftrag zur Gesellschaftsgestaltung. Da Wien am Schnittpunkt zwischen West und Ost liegt, müssen Christen in geistiger und geistlicher Hinsicht dem gerecht werden.
Nach Meinung der Proponenten solle die Veranstaltung ausgezeichnet sein durch eine zeitgemäße Verkündigung des Evangeliums ("kerygmatisch"), die "kommunikativ" im Blick auf die Gesellschaft sei. Sie solle auch eine "europäische" Dimension haben und vom Charakter "ökumenisch offen" und "charismatisch" sein.
Die Herde der Laien will eine Versammlung, die Oberhirten, deren Aufgaben die Sammlung der Herde ist, zögern aber. Eine etwas schwierige Situation. Der Erfolg wäre zu zweifelhaft, die Kosten wären zu hoch, hieß es noch im Frühjahr. Nun nach der Sommer-Bischofskonferenz in der letzten Juniwoche erscheint die Realisierung wahrscheinlicher.
Aber eine Veranstaltung, die "Orte der Gottesrede in einer radikal modernisierten Zeit" und eine zeitgemäße Form einer "dialogischen Theologie" sucht, braucht eine veränderungsbereite Kirche, meint nicht nur Friesl.
Martin Jäggle ist Professor an der Religions-pädagogischen Akademie Wien und Autor von Religionsbüchern. Zusätzlich engagiert er sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit.