Gaucks Erinnerungen: „Wir träumten vom Paradies“

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Joachim Gauck bezeichnet sich selbst als „linken, liberalen Konservativen“, was nur auf den ersten Blick verwirren mag. Denn Gauck versteht das Geschäft der Politik nicht als Verpflichtung, sich einem Parteiprogramm zu unterwerfen, sondern als Auftrag, die Bürgerrechte zu verteidigen. Als sich 1989 der erste Widerstand gegen die Staatsspitze um Eduard Mielke und Erich Honegger organisierte, trat der evangelische Pastor in Rostock dem Neuen Forum bei, zu dessen Sprecher er bald gewählt wurde. Von März 1990 bis zu Auflösung der DDR saß er für das Neue Forum in der Volkskammer, um danach von der deutschen Bundesregierung als parteiloser Beauftragter für die Stasi-Unterlagen abgestellt zu werden.

Er erfüllte diese Aufgabe so eindrucksvoll, dass sein Amt bald nur noch „Gauck-Behörde“ genannt wurde. „Erinnerung“, so Gauck, „ist ein therapeutischer Prozess. Nur so kann man lernen.“ Dabei verlor der evangelische Pfarrer übrigens nie seinen Sinn für die realen Widrigkeiten der Wiedervereinigung. Ernüchtert meint er 2003 in einem Interview: „Wir träumten vom Paradies und wachten auf in Nordrhein-Westfalen.“ (tan)

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