Kardinal als Reverenz an Johannes XXIII.

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Auch diesmal gab es unter den 19 Kardinälen, die Papst Franziskus am vergangenen Samstag in Rom kreierte, einige, deren Ernennung "ehrenhalber“ erfolgte. Diesmal war dabei die Aufnahme des 98-jährigen Erzbischofs Loris Capovilla unter die Purpurträger von besonderem Interesse. Denn Capovilla war der Privatsekretär von Konzilspapst Johannes XXIII. Dass er nun Kardinal ist, ist auch als Reverenz Franziskus’ an seinen Altvorderen zu verstehen, der von ihm nach Ostern heilig gesprochen werden wird - übrigens ohne das normalerweise nötige "Wunder“: Dieses hatte Franziskus Johannes XXIII. sozusagen erlassen.

Loris Capovilla aber bloß über Johannes XXIII. zu definieren, übersieht, was für eine kraftvolle Persönlichkeit dieser Kirchenmann ist, und für welche Zeitgenossenschaft er steht. 1953 hatte Angelo Roncalli, der Kardinal-Patriarch von Venedig, Capovilla zu seinem engsten Mitarbeiter gemacht. Diesen nahm er dann nach Rom mit, als er 1958 Papst wurde.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Capovilla bekannt, weil er bis zum Tod "seines“ Papstes an dessen Krankenbett saß und das Sterben Johannes XXIII. 1963 in seinen Tagebüchern dokumentierte. In der Folge wurde Capovilla zum geistlichen Nachlasswalter Johannes XXIII. und ein gefragter Zeitzeuge. Das von ihm herausgebrachte "Geistliche Tagebuch“ Johannes XXIII. gehört zu dessen eindrücklichen Zeugnissen.

1967 ernannte ihn Paul VI. zum Erzbischof von Chieto, vier Jahre später machte er ihn zum Prälaten des bekannten Marienwallfahrtsortes Loreto. Seit seiner Emeritierung 1988 lebt Capovilla in Sotto il Monte Giovanni XXIII, dem Geburtsort von Angelo Roncalli, wo er weiter dem Erbe seines großen und bald heiligen Mentors verpflichtet ist.

In Hubert Gaisbauers Buch "Ruhig und froh lebe ich weiter. Älter werden mit Johannes XXIII.“ (Wiener Dom-Verlag 2010) findet sich auch ein berührender Essay des in Linz lehrenden Theologen Ewald Volgger, über Erzbischof Capovilla, in dem auch seine Spiritualität und die tiefe geistliche Verwandschaft mit Johannes XXIII. offenbar wird.

Obwohl der greise Zeuge einer aufregenden Kirchenzeit zur Kardinalskreierung nach Rom reisen wollte, musste er aufgrund seines hohen Alters Papst Franziskus dann doch einen Korb geben. Deshalb wird Kardinaldekan Angelo Sodano am 1. März nach Sotto il Monte reisen und Loris Capovilla, dem nunmehr ältesten Kardinal, das rote Birett und den Kardinalsring überbringen.

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