Kritisch, aber unbeirrt hoffnungsvoll

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Der langjährige Generalsekretär des Österr. Pastoralinstitutes und "Diakonia"-Chefredakteur war Pionier konziliarer Erneuerung.

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Der langjährige Generalsekretär des Österr. Pastoralinstitutes und "Diakonia"-Chefredakteur war Pionier konziliarer Erneuerung.

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In Treue zum Konzil. Helmut Erharter zu Ehren." So heißt der Titel des ersten Heftes des Jahrgangs 1999 der Diakonia, das die Redaktion dieser internationalen Zeitschrift ihrem Chefredakteur zum Abschied widmete. Dieses Heft ist auch ein kleines Lexikon der Epitheta, die in kurzen Strichen die Gestalt und Geschichte Erharters skizzieren.

Kardinal König nennt ihn einen "überzeugten Verfechter einer konziliaren Erneuerung der Kirche". Er selbst hatte 1964, nach dem Tod Prälat Karl Rudolfs, der Bischofskonferenz vorgeschlagen, dem promovierten Theologen und verheirateten Laien Helmut Erharter die Schriftleitung der Pastoralzeitschrift "Der Seelsorger" anzuvertrauen, die 1970 mit der Diakonia vereint wurde. Gleichzeitig wurde er zum Generalsekretär des Österreichischen Pastoralinstituts ernannt, dem bei der konziliaren Erneuerung der Kirche in Österreich eine bedeutende Rolle zugedacht war.

Eva Petrik, die ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion, sieht in Erharter den "verwurzelten Tiroler", als den er sich selbst einmal vorgestellt hatte. Geboren 1931 als Sohn eines Bauernehepaares in der Wildschönau war und blieb er verwurzelt in seiner Heimat und ihren Bergen, in seiner Familie mit vier Kindern, in seiner Theologie und seinen theologischen Vätern Josef A. Jungmann und Karl Rahner, in seinem Beruf und in seiner Kirche.

Namens der Theologen aus den ehemals kommunistischen Ländern spricht F. G. Friemel (Erfurt) von einem Brückenschlag in Richtung Osten: "Wir verbinden 'Erharter' mit 'Wien' und assoziieren 'Wien' mit 'Erharter'." Kein Wunder: Das Pastoralinstitut war eine bedeutende Kontaktstelle zur Kirche in diesen Ländern. Erharter nahm geduldig die Schikanen an den Grenzen und manche Verhöre auf sich, um Bischöfe und Theologen, Pfarrer und Gemeinden zu besuchen. Er brachte ihnen theologische Zeitschriften und Bücher, Obst und Nescafe; er vermittelte Informationen in beide Richtungen.

Leo Karrer, Pastoraltheologe in Fribourg, rechnet Erharter zu jenen, "die ihr seelsorgliches Anliegen nicht vom Erfolg, sondern vom Anliegen her definieren." Andere geben ihm Beiwörter wie "pastoraltheologischer Dolmetscher"; "bewußter Laientheologe der ersten Generation"; "Lernbeispiel eines Laientheologen" (so der Dogmatiker Herbert Vorgrimler); "Wächter in der Nacht - Hüter der Tradition - Anwalt der Offenheit und Toleranz"; "Anwalt von Menschen in Not" (Hans Rotter, Innsbrucker Moraltheologe); "personifizierter Gestaltungswille" (Ottmar Fuchs, Pastoraltheologe in Bamberg). Erharters Nachfolgerin in der Chefredaktion der Diakonia, Veronika Prüller-Jagenteufel, spricht von einem "ebenso kritischen wie unbeirrt hoffnungsvollen Theologen". Ich selbst habe ihn einen redlichen Freund genannt.

Jetzt füge ich hinzu: Ein Christ, der unbeirrt seinen Weg mit der Kirche gegangen ist - in der Überzeugung, daß dieser trotz aller Krümmungen ins Haus des Vaters führt.

Der Autor ist em. Prof. für Pastoraltheologie an der Theologischen Hochschule Linz.

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