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Luther im ökumenischen Dialog

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Im evangelischen Gemeindezentrum von Järvenpää, Finnland, tagte vom 11. bis 16. August 1966 der Dritte Internationale Luth e r - Forschungskongreß. Dieser Kongreß trat das erste Mal 1956 in Aarhus, Dänemark, und das zweite Mal 1960 in Münster i. W. zusammen und stellt eine freie Forschungsgemeinschaft dar, die durch den Lutherischen Weltbund beziehungsweise dessen Theologische Abteilung (Genf) nicht gelenkt, wohl aber organisatorisch und finanziell gefördert wird. Dem finnischen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes kamen die Pflichten des Gastgebers zu, welche diese unter der Leitung des Präsidenten des Kongresses, Prof. Dok- tur L. Pinomaa, Helsinki, meisterhaft-erfüllte.

Rund 150 Gelehrte aus der ganzen Welt (auch in Japan gibt es eine eigene Luther-Forschung) waren versammelt und diskutierten die Vorträge bekannter Forscher über Luthers Verhältnis zur Mystik", į,Die Kontinuität der Kirche in der Sicht Luthers“ und das „Problem des Natürlichen bei Luther“. Daneben tief noch ein Kolloquium üf er die

„Heiligung“ im Zusammenhang von Luthers Verhältnis zu den „Schwärmern“, und ein Seminar, in dem die umstrittene Frage nach dem Datum des eigentlichen Durchbruches der reformatorischen Grunderkenntnis von der „Gerechtigkeit Gottes“ behandelt wurde.

Das Besondere dieses Kongresses lag wohl darin, daß zum ersten Male katholische Luther-Forscher beteiligt waren. So begegneten sich in Referaten und Diskussionen nicht nur bekannte protestantische Theologen, wie H. Bornkamm (Heidelberg), R. Bring (Lund), G. Ebeling (Tübingen), F. Lau (Leipzig), H. A. Oberman (HarvardjVSA, jetzt Tübingen), W. Pauek (USA), G. Rupp (Manchester) und G. Win- gren (Lund), um nur einige Namen zu nennen, sondern auch D. Belluci (Rom), E. Iserloh , (Münster), P. Manns (Mainz), O. H. Pesch OP. (Walberberg/Bonn), St. Pfurtner OP. (Walberberg/Bonn), J. Wieks (Münster) und R. Weijenborg OM. (Rom). Naturgemäß trat die traditionelle gegensätzliche katholisch-evangelische Beurteilung von Person und Theologie Luthers auch in Erscheinung, zugleich aber zeigte sich, wie auf beiden Seiten neue Aspekte in der Beurteilung des Reformators sich durchzusetzen beginnen. Insbesondere erwies es sich, daß die neue Thomas-Forschung bedeutsame Erkenntnisse für Luther, wie auch umgekehrt, erbringt. Außerordentliche Wichtigkeit dürfte dem Beschluß zukommen, in Hinkunft sowohl die Luther-Forschung als auch die Thomas-Forschung nicht mehr in getrennten Lagern zu betreiben.

Auf diesem Kongreß wurde deutlich, wie sich unter dem gewandelten Verhalten der christlichen Konfessionen zueinander auch ein verwandeltes Geschichtsbild zu entwickeln beginnt, das seinerseits geeignet sein dürfte, alte Voreingenommenheiten abzubauen und neue Wege gegenseitigen ökumenischen Verstehens zu eröffnen. Wenn dabei auch siclttbar wurde, daß hier noch viel Arbeit zu leisten ist, so zum Beispiel in der Erforschung der sogenannten radikalen Reformation, so verhalf dies doch zur Erkenntnis, welche weltweiten und universalen Aufgaben auch der historischen Forschung im Rahmen der gesamten ökumenischen Bewegung gestellt sind.

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