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Jener 2. April 2005 war auch "sein" Tag: Nicht, wie es das Jahrhunderte alte, von Johannes Paul II. modifiziert bestätigte Ritual beschrieb - zuerst wird in festgelegter Zeremonie der Tod des Papstes festgestellt, dann verkündet der Kardinal-Kämmerer diesen öffentlich - erfuhr die Welt vom Ableben des Pontifex. Nein, Minuten nach dem Tod informierte Joaquín Navarro-Valls den Globus; das Todesfeststellungsritual fand erst 12 (!) Stunden post mortem statt.

Sage noch einer, der Vatikan ändere sich nur in Jahrhundertschritten: In Sachen öffentlicher Kommunikation hat Navarro-Valls, Leiter der vatikanischen Sala Stampa, Quantensprünge verordnet: Die Ära Johannes Pauls II. entpuppte sich von Anfang an als "Medien-Pontifikat", folgerichtig, dass Karol Wojtyla einen ebenso professionellen wie kongenialen Pressesprecher installierte: 1984 erhielt der Romkorrespondent der spanischen Tageszeitung ABC das päpstliche Angebot, nahm es an und füllt es bis zum heutigen Tag aus. Dass Navarro-Valls ein Numerarier, ein zölibatär lebendes Laienmitglied des Opus Dei ist, war wohl kein Zufall: Johannes Paul II. hatte das "Werk" ja nach Kräften gefördert und konnte sich auf dessen Loyalität bedingungslos verlassen. Und was die berufliche Kompetenz betrifft: Auch Gegner haben die hohe Professionalität von Opus-Dei-Mitgliedern kaum je in Zweifel gezogen. Es mag dennoch blauäugig sein, wenn der amerikanische Vatikanjournalist John Allen in seinem Buch über das Opus Dei (vgl. Furche 20, Seite 5) Navarro-Valls' Understatement unkritisch wiedergibt: Johannes Paul II. habe ihn eher deswegen erkoren, weil er in Rom zweimal zum Präsidenten der Auslandsjournalisten gewählt worden sei. Dass das Opus Dei Interesse an des Papstes Kommunikations-Schaltstelle hatte, darf getrost unterstellt bleiben.

Navarro-Valls' Bestellung war ein Meilenstein: Er baute den vatikanischen Pressesaal professionell und auch machtbewusst zur Institution aus, 1986 wurde das Amt organisatorisch aus dem Päpstlichen Medienrat herausgelöst und bildete in der Kurie ein überstarkes Gegengewicht zu den elektronischen Vatikan-Medien, die in der "Hand" des Jesuitenordens sind.

Joaquín Navarro-Valls stammt aus dem südostspanischen Cartagena. Nach dem Besuch der "Deutschen Schule" in seinem Heimatort studierte er Medizin in Granada. 1960 begegnete er Josemaría Escrivá und trat ins Opus Dei ein. Er wurde zum Internisten und Psychiater ausgebildet und schloss auch Studien in Journalismus ab. 1970 zog er nach Rom, wo er im Opus-Dei-Haus bei Escrivá bis zu dessen Tod 1975 lebte. Ab 1977 war er ABC-Korrespondent, bis er 1984 Papstsprecher wurde. Im Juni 2005 bestätigte ihn auch Benedikt XVI. im Amt: "Ich habe niemals eine Lüge erzählt. Die Wahrheit ist komplex und es hängt von einem selber ab, zu begreifen, welcher Teil der Wahrheit der Öffentlichkeit zusteht und welcher nicht", erzählte er damals der Tageszeitung Secolo d'Italia.

Trotz der päpstlichen Bestätigung hieß es, der Papst wolle die Kommunikationsagenden an der Kurie - Pressesaal, Medienrat, Radio & TV Vatikan - reorganisieren und vor allem: verschlanken.

Vielleicht wollte Navarro-Valls einer diesbezüglichen "Entmachtung" zuvorkommen, indem er - ganz Kommunikationsprofi - von sich aus verlauten ließ, er habe den Papst um seine Ablöse gebeten. Vielleicht will "Papstes Stimme" sich aber einfach aus seinem anstrengenden Geschäft zurückziehen: Immerhin wird Navarro-Valls im November 70 Jahre alt. ofri

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