..., wie auch wir nicht vergeben unseren Schuldnern!

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Vergib uns nicht unsere Schulden, wie auch wir nicht vergeben unseren Schuldnern!

Die Vaterunser-Bitte um Ent-Schuldung scheint im politischen Biotop Österreichs ins Gegenteil mutiert zu sein. Wie sonst ist zu verstehen, dass die Alpenrepublik, derzeit immerhin höchster internationaler Aufmerksamkeit sicher, im Umgang mit den Schulden von Mocambique, einem Schwerpunktland der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, so knausrig ist?

Was treibt eine Regierung, deren Bundeskanzler in seiner jüngsten Rede zur Lage der Nation ein "Bekenntnis zu den Schwachen in unserer Welt" abgelegt hat, dazu, den Wettbewerb als Geizhals Europas zu gewinnen? Denn mit "unserer Welt" ist doch sicher mehr gemeint als der nationale Kosmos.

Die Kampagne "Erlassjahr 2000" fordert von der Regierung in Wien, endlich dem Beispiel anderer Industrieländer zu folgen und dem von einer Überschwemmungskatastrophe schwer getroffenen ostafrikanischen Staat wirksam unter die Arme zu greifen und die Schulden weitgehend zu erlassen. Doch Außen- und Finanzministerium spenden nur ausweichende Antwortbriefe, während der Schuldendienst Mocambiques - trotz der nun langsam anlaufenden internationalen Entschuldungsprogramme - noch immer mehr Geld verschlingt, als dem Land für Bildung und Gesundheit zur Verfügung steht.

Die Behörden Mocambiques haben ein sehr seriöses Wiederaufbauprogramm vorgelegt und großzügige Hilfszusagen der USA, der EU und anderer westlicher Länder liegen vor. Die Kampagne "Erlassjahr 2000" verweist nun auf die peinliche Tatsache, dass Österreich "mit einer Hilfszusage von einer Million Dollar im Schlussbericht der Konferenz der Geberländer in Rom nicht einmal erwähnt ist." Mit Recht stellt sie daher die Frage, "was heute eine österreichische Partnerschaft gegenüber den Ärmsten noch wert ist?"

Martin Jäggle ist Professor an der Religionspädagogischen Akademie Wien und Autor von Religionsbüchern. Zusätzlich engagiert er sich in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit .

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