SDGs "über die Rampe bringen"

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Mit der "Agenda 2030" hat die UNO die Nachhaltigkeit zum globalen Leitbegriff gemacht - und anhand von 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) konkret ausbuchstabiert. 2015 wurden diese Entwicklungsziele von der UN-Hauptversammlung verabschiedet: Sie reichen von der Armutsbekämpfung über sauberes Wasser und Sanitärversorgung bis hin zu Klimaschutz, Gesundheit, Geschlechtergleichheit, hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen.

Der ambitionierte Aktionsplan der SDGs signalisiert eine umfassende Neuorientierung der Gesellschaften. "Das bedeutet auch für die Wissenschaft eine Neuorientierung", sagte Verena Winiwarter gegenüber der FURCHE. "Da die SDGs miteinander verknüpft sind, müssen die Fächer, die zu ihrer Umsetzung beitragen, ebenfalls miteinander vernetzt sein", so die Expertin vom Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien. Doch nicht nur inter-, auch transdisziplinäres Arbeiten sei gefragt, denn es gelte, jene Menschen einzubinden, welche die Themen der "nachhaltigen Entwicklung" vor Ort am meisten betrifft. "Die Tiefenkompetenz innerhalb eines Faches sollte einhergehen mit kommunikativer Kompetenz, die in die Breite geht -sowohl zwischen den Fächern als auch nach außen, in die Öffentlichkeit." Winiwarter streckt die Arme aus, um das zu verdeutlichen. 2013 war sie zu Österreichs "Wissenschaftlerin des Jahres" gewählt worden. Diese Auszeichnung wird an Forscher vergeben, die es besonders gut verstehen, ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit verständlich zu machen.

"Nur wissenschaftlich solide Ergebnisse zu produzieren, reicht nicht mehr aus. Wir leben in einer mediatisierten Welt. Ich muss mir überlegen, wie kann ich das über die Rampe bringen", betonte auch Kommunikationsforscher Matthias Karmasin, mit Winiwarter im Programmkomitee der Konferenz "Global Sustainable Development Goals in a Mediatized World", die am 4. und 5. April an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien stattgefunden hat (siehe auch oben). Wie man die SDGs breitenwirksam vermitteln kann, war dort ein großes Thema. Eine Studie der WU Wien etwa berichtete von der Kampagne "Good News from the Future", mit der die isländische Regierung die SDGs in den Mainstream-Medien des Landes thematisierte: Den Zusehern wurden fiktive Nachrichten aus dem 2030 präsentiert, wobei das Erreichen der Entwicklungsziele als durch aus realistische Möglichkeit dargestellt wurde.

"Die SDGs verändern auch das Selbstverständnis der Wissenschaftler", bemerkte Winiwarter. "Forschung in der Öffentlichkeit zu vermitteln, wird immer wichtiger. Humboldt sah Forschung und Lehre als Einheit, doch dazu sollte heute auch die Wirkungsbereitschaft in der Gesellschaft gehören: Diese dritte Mission der Universitäten ist ebenso wichtig wie die beiden anderen." In der wissenschaftlichen Ausbildung sollte daher auch eine Schulung in Medienkompetenz fest verankert sein, meint Winiwarter, die nun in der Stadt Wien bis 2024 den Vorsitz des Rates der Sachverständigen für Umweltfragen übernimmt. (mt)

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