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Linzer Bischof: Ein Ärgernis

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„Andere Diözesen", schrieb uns kürzlich aus Oberösterreich ein Leser, „wie Wien, St. Pölten oder Passau, haben keine Feiern im Severin-Jahr 1982 vor. Aber sie haben einen ordentlichen Bischof. Das Land Oberösterreich, das bewußt eine 1500jährige geistliche und kulturelle Tradition feiert, wird von der Kirche dafür blamiert - eine ekklesiale Komödie … "

Großes Severin-Gedenken ob der Enns ohne Diözesan-Ordina-

rius? Das ist einer der Aspekte der Linzer Sedisvakanz, aber keineswegs der einzige. Es wird Zeit, dem Tuscheln hinter vorgehaltener Hand die Basis zu entziehen.

Als (naiver?) Außenseiter stellt rrian sich vor, daß im Vatikan für jeden Bischofssitz eine Liste in der Schreibtischlade liegt, die einige Namen möglicher Nachfolger enthält. Wann ein Bischof 75 Jahre alt wird, ist bekannt. Man könnte sich also durchaus vorstellen, daß in Rom schon vor diesem Datum Überlegungen angestellt werden, ob der Erstgereihte dieser Liste weiter in Frage kommt oder nicht.

Bei Vollendung des 75. Lebensjahres eines Diözesanbischofs, die ja nicht wie ein Ereignis höherer Gewalt über ein Bistum herein-

bricht, könnte, so mutmaßt der Laie, der Nachfolger im Regelfall eigentlich schon feststehen.

Um aber nicht den Eindruck ungebührlicher Eile zu erwecken, sollten gewiß noch ein paar Monate verstreichen, während derer man auch noch einmal in Ruhe darüber nachdenkt, ob der Erstgereihte die beste Lösung ist oder ob nicht doch ein anderer auf der Liste oder auch ein Außenseiter der günstigste Nachfolger wäre.

Bischof Franz Zäuner ist am 11. Dezember 1979 an die Altersgrenze gelangt. Der Papst nahm zuerst in ritterlicher Geste, die der verdiente Linzer Oberhirte mit Recht empfing, den Rücktritt nicht an. Dies geschah erst am 15. August 1980. Bis dahin hätte die Nachfolgerfrage leicht geklärt werden können, zumal sich mit Weihbischof Alois Wagner eine von mehreren guten Lösungen anbot.

Eine von mehreren, gewiß, denn für jedes Amt gibt es mehrere geeignete Kandidaten.-Nun aber ist mehr als ein weiteres Jahr vergangen und noch immer keine Entscheidung in Sicht. Das beginnt, ein Unrecht zu werden: an den Diözesanen und an Wagner.

Daß die Diözese Linz nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes ihres Altbischofs Zauner noch immer ihr Firmungsund Visitationssoll erfüllt, macht das Ärgernis nicht kleiner. Da der Vatikan noch dazu Altbischöfe jetzt nur noch als Apostolische Administratoren einzusetzen pflegt, hat Linz keinen Ordinarius und damit auch keine ordentlichen Diözesangremien.

Warum also diese Verzögerung? Die FURCHE hat am 8. Jänner 1981 den Apostolischen Nuntius in Wien, den hochgeachteten Erzbischof Mario Cagna, in einem Schreiben um ein Interview dazu gebeten. Die Antwort: Leider gestatteten das die Regeln seines Amtes in dieser „wichtigen und heiklen Frage" nicht.

Das war zu respektieren. Aber niemand konnte verhindern, daß seither die Gerüchte immer wilder ins Kraut schössen. Immer

wieder kann man hören, eine nich\ repräsentative Umfrage der Linzer Kirchenzeitung, aus der Weihbischof Wagner als Nachfolgefavorit hervorging, sowie Empfehlungsadressen der Dechanten-konferenz und der Katholischen Aktion hätten Wagner „geschadet".

Das kann, das darf nicht wahr sein. Man wird doch in Rom nicht einen ehrenhaften Mann die Entscheidung eigenverantwortlicher Journalisten (was auch für die vorliegende Stellungnahme gilt) „büßen" lassen!

Es wird doch nicht so sein, daß repräsentative offizielle Gremien der Kirche für begründet vorgetragene Meinungsäußerungen bestraft werden - und eine ganze Diözese mit ihnen!

Andere Gerüchte besagen, daß allerlei Einzelpersonen und Delegationen einander die Türklinke bei gewissen Adressen in die Hand gäben, um für andere Kandidaten zu intervenieren.

Nichts gegen mögliche andere Kandidaten - aber alles gegen eine solche anonyme Methode, wenn es sie tatsächlich gibt.

Es würde beweisen, wie notwendig eine kirchenrechtlich verbürgte geordnete Mitwirkung der Diözesanen an der Neubestellung eines Bischofs (für die selbstverständlich der Papst zuständig bleiben muß) endlich wäre.

Zuletzt hört man auch noch die Version, die lange Sedisvakanz beweise, daß einige angesprochene Kandidaten aus Solidarität mit Weihbischof Wagner abgelehnt hätten. Wäre es so, hätten diese Personen jedenfalls mehr menschliche Größe bewiesen als die Vatikan-Bürokratie.

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