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Endlich aufgeklärt
Runde 340 Millionen Schilling steckt die EU-Kommission in ihre bisher ehrgeizigste Informationskampagne, um EÜ-Europa seinen Rürgerlnnen näher zu bringen. „Citizens First” lief am 26. Oktober an. Sieben Rroschüren und 3.000 verschiedene Informationsblätter sollen breitflächig verteilt werden, unterstützt von TV-, Radio-und Pressewerbung. Die ersten drei Rroschüren klären über alle Möglichkeiten auf, in anderen Unionsländern zu leben, zu arbeiten und zu studieren. Feedback der Rürger über gebührenfreie Hotlines ist erbeten (von Österreich: 0060-6811). Doch auch Kritik soll, so Mario Monti, der EU-Kommissar für den Rinnenmarkt, ernst genommen werden und für künftige Projekte richtungsweisend sein. Nicht wurde allerdings mitgeteilt, ob beabsichtigt ist, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Einer dieser - nicht nur in Österreich - massiv kritisierten Fehler war die Genehmigung der Kommission für den Import genmanipulierter Monsanto-Sojaboh-nen. Die Risikoeinschätzungen waren unter unvollständigen Redin-gungen durchgeführt worden: Weder wurden die ökologischen Risken bewertet, noch gaben die Untersuchungen Auskunft über die Rückstände des Pflanzengifts Roundup (Glyphosate), gegen welches die Rohnen resistent gemacht wurden. Roundup wird weltweit als drittgiftigstes Unkrautvernichtungsmittel eingestuft und führte zu ernsten Gesundheitsbeschwerden bei kalifornischen Landarbeitern. Roundup produziert außerdem Phyto-Östro-gene in Leguminosen, welche das Hormon- und Reproduktionssystem negativ beeinflussen.
In Deutschland haben schon 45 Firmen, darunter Hipp, Rahisen, Oetker, Suchard und andere erklärt, gentechnisch verändertes Soja nicht in ihren Produkten zu verarbeiten. Der Protest ist nur allzu berechtigt: mit transgenem Soja sollen Tür und Tor geöffnet werden für manipulierte Pflanzen, die gegen Roundup resistent gemacht wurden. Mit dem europäischen Patent EP 546 090 vom 19. Juni 1992 hat sich Monsanto nicht nur Soja, sondern Mais, Weizen, Reis, Zuckerrüben, Kartoffel, Tomaten, Tabak, Äpfel, Trauben und andere mehr sowie deren landwirtschaftlichen Anbau gesichert. Gelingt es nicht, jetzt den Anfängen zu wehren, muß in näherer Zukunft mit einer Flut gesundheitlich fragwürdiger Nahrungsmittel gerechnet werden.
Umso bedauerlicher und unverständlicher ist die störrische Weigerung von Gesundheitsministerin Krammer, bei der EU-Kommission ein dreimonatiges Importverbot der manipulierten Sojabohnen zu beantragen, da berechtigte Zweifel an der Unbedenklichkeit aufgrund lückenhafter Untersuchungen bestehen. Hinter gar nicht sehr vorgehaltener Hand meint man in Rrüs-sel, daß ein Einspruch Österreichs die Chance eröffnet hätte, neuerliche Risikoeinschätzuhgen aufgrund der nunmehr bekannten zusätzlichen Fakten vornehmen zu lassen. Man wartet drauf. Auf was wartet Frau Krammer?
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