In den zwölf geistreichen Cha- rakterbildern „Kein Pardon für Genies" von Franz Richter findet sich in dem Abschnitt über Jean Giraudoux folgendes Zitat aus dem Werk des französischen Dramati- kers: „Erhalte dich schlank, schmal, elastisch, unaufdringlich, unver- knöchert höflich, nimrmvor jedem Gott den Kopf ab, ohne dich in deinen selbständigen Gedanken- gängen beeinträchtigen zu lassen."Sicher trifft diese Maxime auch auf den Autor Franz Richter selbst zu, der schon in seinem äußeren Erscheinungsbild neben unauf- dringlicher Höflichkeit geistige Elastizität zum Ausdruck
Man denkt bei der Lektüre dieses Märchens an das Volkslied von den zwei Königskindern, denn der Prinz und die Prinzessin, die sich aus der scheinbaren Geborgenheit des Hoflebens davonmachen, um in der weiten Welt die unmaskierte Wirklichkeit zu suchen, die einander in den kriegerischen Wirren der Zeit verlorengehen, um sich erst an der Schwelle des Alters wiederzufinden, arm geworden an äußerem Besitz, aber reich an inneren Werten, gleichen den rührenden Figuren, wie sie uns in alten Volksliedsammlungen entgegentreten.Der Holzschneider, Graphiker und Schriftsteller Ernst von Dom-browski
Warum nicht? Weshalb sollte es keinen „Tag der Frisur" geben, wo wir doch schon so viele Tage haben, vom „Tag der offenen Tür" angefangen? Wenn uns noch einer gefehlt hat, so eben der, weil das Auffrisieren ja heute sowieso eine dominierende Rolle spielt - in der Politik und anderswo. Da ist der Landesinnung, die diesen Tag erfunden hat, wirklich etwas Famoses eingefallen, wovon der Satiriker zehren kann - und dafür muß man schon dankbar sein. Man hält es nicht für möglich, was heute alles möglich ist, nicht nur in der großen Welt, sondern auch bei uns, wo man die Feste feiert, wie
In seinem Gedicht „Schilf" aus dem vorliegenden Band spricht der sowohl als Lyriker als auch als Prosaautor bekannte deutsche Schriftsteller Günter Herburger von „erleuchteten Bezügen", die „fern am Horizont verkehren" - eine als Wortspiel getarnte Metapher, über die man leicht hinweglesen könnte. Es geht einem so mit vielen Gedichten Herburgers, besonders mit den längeren, deren geheime Kontrapunktik nicht sofort auszumachen ist.Aber es wäre ein großer Fehler, dem Autor formales Zerflattern vorwerfen zu wollen, denn seine scheinbare Redseligkeit hat nichts mit
Nur schielende Ideologen können gleichzeitig im Zorn zurückblicken und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.Die Allgemeinheit - eine Steigerungsform der Gemeinheit?Anscheinend lebt unsere flotte Konsumgesellschaft nach der Devise: Freiheit, Gleichheit, Liederlichkeit.Kollektive Räusche sind besonders gefährlich, weil sie die Herde zur Horde machen.Die ärgste Belastung für die Kultur sind oft ihre Träger.Wir haben ein System von Lochkarten erfunden, durch das unser gesunder Hausverstand entschlüpft ist.Was sind wir für Wesen! Gelegentlich spuckt sogar ein Computer vor uns aus.Zu den
Schreiberlinge - es gibt sie wie Sand am Meer. Man kann ihren stilistischen Eskapaden nicht entrinnen, am wenigsten als Lehrer, weil diese Sorte von Bundesangestellten geradezu prädestiniert erscheint, von den Schreiberlingen aufs Korn genommen zu werden.Neuerlich bekam ich ein Blättchen in die Hand, in dem die Fremdwörtersucht geradezu Orgien feiert. Wenn man das alles durchliest, was ein paar flinke Federfuchser fabrizieren, könnte man meinen, die Kultivierung Afrikas habe gerade begonnen: Man muß den Unwissenden doch zeigen, was eine Harke ist. Nach Ansicht dieser Schreiberlinge gibt
Das Buch von Kurt Marti ist insofern eine Überraschung, als es den Berner Autor auf einem Weg zeigt, den man vom Verfasser etwa der „rosa loui“ oder der galligen „leichenreden“ eigentlich nicht gewohnt ist - nämlich auf dem Weg der viel weniger experimentellen Reflexion, der meditativen Betrachtung. Aber Kurt Marti wäre nicht Kurt Marti, wenn er seine die verschiedensten Bereiche des Lebens und Denkens umfassenden Erfahrungen und Notizen sozusagen nur als Beiwerk verstanden wissen wollte. Seine oft vom antithetischen Kontrast lebenden Aphorismen bilden eine in religiösen Fragen
Maßvolles Streben in strengen Linien unter dem Sturze Weitgeöffneter Himmel, ragender Hort alles Festen, Wohlgefügten in sich inmitten Verfall und Zerstörung:Woher nimmst du die Kraft zu dauern im schwankenden Erdreich Unserer Tage? Was lebt in dir noch vom göttlichen Feuer Jener Begnadeten, die aus Reichtum und Vielfalt dich schufen? Mächtiger Steintraum im Prunk und Maßwerk des alten Gemäuers, Welches das zärtliche Sonnenlicht liebkost und Winde umsingen: Urgewaltig erstehst du vor unserer Notdurft und läßt unsMit der Sehnsucht allein nach der Schönheit im häßlichen Alltag.
Weg, schwarzer Dämon, flieh ins Reich der Schatten woher du kamst! Nicht dem Vampyr der Nacht! gleich flattere die samtne Dämmerstunde an meine Brust, als ob's zu sterben käme.Nicht mehr berührt, was uns so müde machte am Tag zuvor, der Häuser Einerlei, worin das Licht sich kärglich fristet, wie ein Rest verbrannter, abgestorbner Tage.Weg alles Trübe, alles Unerreichte und alles, was dem Blicke wehrt! Die Sterne sind schön und mild und aus dem dunklen Brunnen träuft es wie Segen auf die Erde nieder.Das ist der Tau, der jede Wunde schließt: Nachts, wenn im Übermaß die Sterne