„Der Mustergatte" des amerikanischen Boulevardspezialisten Avery Hopwood hat das Zeug zum Publikumsknüller. Scheinbar unverwüstlich ist dieser Evergreen aus den zwanziger Jahren. Und wenn jemand hierzulande Boulevard inszenieren kann, dann Erhard Pauer. Zumindest ist die Qualität dieser Begiearbeit in den Kammerspielen keineswegs selbstverständlich, denn nichts ist bekanntlich schwerer als das Leichte. Vor allem nach der Pause überzeugt Pauer mit vergnüglichen Einfällen, Witz und perfektem Timing. Und die Möbelpackerszene gerät zu einer fabelhaften Slapstick-Darbietung. In der
1987 inszenierte Patrice Chereau die Uraufführung von Koltes' „In der Einsamkeit der Baumwollfelder”. Nun gastierte er mit einer Neufassung, in der er selbst den „Dealer” verkörpert, in der Wiener „Bemise”. Der düstere Schauplatz und die Atmosphäre des Stücks entsprechen einander. An den Längsseiten die Tribünen, dazwischen die Straße mit den Geleisen. Hier findet die Begegnung statt zwischen dem „Dealer” und dem „Kunden” (Pascal Greggory). Eine existentielle Begegnung, in der es ums Ganze geht und wofür der Handel (womit?) als Metapher steht. Chereau kommt mit
Das Bühnenbild für Gert Jonkes neues Stück beschert dem Zuschauer ein Deja-vu-Erlebnis. „Alice im Wunderland” läßt grüßen! Die Anleihe entbehrt nicht der inneren Logik, denn in „Gegenwart der Erinnerung” passieren merkwürdige Dinge.Der Fotograf Diabelli hat den seltsamen Einfall, sein vorjähriges Fest ganz genau zu wiederholen. Zweck des Experiments ist herauszufinden, ob die Zeit sich in der Wiederholung zu einer Endlosschleife verfängt. Das klingt irrsinnig, aber der Ort des Geschehens ist eine Art metaphysisches Bermudadreieck. Warum sollte also nicht auch die Zeit spurlos
Ein „räudiges vkleines Väudeville” nannte Anton Cechov seinen Einakter „Der Heiratsantrag” (und wollte ihn dem gebildeten Moskauer Publikum gar nicht zumuten). Ähnlich despektierlich äußerte er sich zu „Der Bär”. Wahr am Selbst-Verdikt ist nur, daß er seinem Spieltrieb nachgegeben und mit leichter Hand zwei possierliche Possen aus der russischen Provinz gezaubert hat.In beiden Einaktern tobt ein unerbittlicher, skurriler Geschlechterkampf, der beinahe letal endet. Im „Heiratsantrag” wird Tobias Moretti als hypochondrischer Ehekandidat durch eine hysterische Lähmung aus
Die Ausstellung „Sakralgewand -Prototypisches” im Schloß Hetzendorf in Wien ging aus einer Projektarbeit der Hochschule für angewandte Kunst und der Modeschule Hetzendorf zur Neugestaltung des Sakralgewandes, hervor. Unter der Leitung von Friedhelm Mennekes, Pastoraltheologe in Köln, und Annemarie Bönsch vom Institut für Kostümkunde sollten nach liturgischer, bekleidungskundlicher und künstlerischer Auseinandersetzung neue Gewandformen im Sakralbereich entwickelt werden. Formvereinfachung, Reduktion des Ornaments und des Prunks sowie Tragekomfort kennzeichnen die ausgestellten
Auf den ersten Blick ist die Stückauswahl des Beinhardt-Seminars im Schloßtheater Schönbrunn merkwürdig: August Strindbergs Einakter „Erste Warnung” - eine Eifersuchtskomödie um einen unglücklich liebenden Ehemann (Georg Veitl), der die Zuneigung seiner Angetrauten (Eva Klemt) erst erringt, nachdem sie einen Vorderzahn eingebüßt hat. Etwas zu blauäugig servieren die Sejnirlaristen den als Tändelei getarnten Machtkampf.Nach der Pause „Der Pelikan”: Eine haarsträubende Gruselgeschichte, in der eine dämonisch amoralische Mutter (Tjadke Biallowons) ihre Kinder (Tim Osten,
Der britische Autor John Fletcher hat mit „Gefallen ist Babylon die Hure” ein reichlich exzentrisches Stück geschrieben. Da treffen auf einer entlegenen Südseeinsel eine zivilisationsflüchtige Quäkergruppe und ein zynischer Aristokrat (Gregor Se-berg), gelangweilter Besitzer von vierzig Eingeborenenfrauen, aufeinander. Ihre extrem gegensätzlichen Anschauungen entzünden . sich prompt zu einem höchst theatralischen, explosiven Handlungsgemisch. Der Harem entläuft zu den Matrosen und der geprellte Aristokrat revanchiert sich mit der infamen Verführung der Quäkerin Edith (Proschat
Das Gastspiel des Kubaners Guiller-mo Horta Retancourt im Wiener Theater des Augenblicks beginnt mit der Aufforderung an das Publikum, die Ausweispapiere abzugeben. Auf der Bühne sind dann Koffer und Taschen in allen Farben und Formen verstreut und rundherum ein Kreis von Brillen. Schließlich tritt der Darsteller auf und zieht einen Koffer auf Rädern hinter sich her.„Ist es möglich, daß ich hoffe?” lautet der Titel der One-man-Perfor-mance, die - so vernimmt man - die Probleme von Flüchtlingen zum Inhalt hat. Betancourt spielt Klavier, singt und tanzt (tanzen kann der Mann) - aber
Wenn Shakespeares „Wintermärchen” in die Hände von jungen, respektlosen Theatermachern fällt, bleibt erwartungsgemäß kein Stein auf dem anderen. Daniel Leistner (Text) und Anselm Lipgens (Regie) haben im Künstlerhaustheater die krause Story unbekümmert para-phrasiert - das Ergebnis kann sich sehen lassen: zwei Stunden ungetrübter Theaterspaß, der vor allem Jugendlichen dringend anempfohlen werden muß.Vier Schauspieler (Alexandra Sommerfeld, Patricia Fitzgerald, Michael Aichhorn und Kai Maer-tens) bewältigen die knapp zwanzig Rollen mit überschäumender Spiellust und
Auf der Bühne herrscht ein rechtes Tohuwabohu: bunter Krimskrams, Kleidungsstücke wild verstreut am Boden; dazwischen ein schlafender, spärlich bekleideter junger Mann und eine junge Frau in karierten Dessous auf der Suche nach ihren Habseligkeiten.Aus dieser beinahe klassischen Situation entwickelt der junge österreichische Choreograph und Tänzer Willi Dörner in „Col Legno“, das im Wiener Künstlerhaustheater uraufgeführt vpirde, seine persönliche Variation zum ebenso klassischen Dreieckthema. Zwei Männer (Willi Dörner, Paul Wenninger) rivalisieren um eine Frau (Sonja Balaz).
Personal und Handlung wecken Assoziationen an die fünfziger Jahre, als Stewardess ein Traumberuf für höhere Töchter war. In Curth Fla- tows Komödie „Verlängertes Wochenende“ scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, auch wenn die beiden Hostessen Karin (Hemma Cle- menti) und Doris (Tania Golden) ständig von Flugplannöten geplagt werden. Außerdem sorgen ein angegrauter Herzensbrecher namens Ricardo (Christian Futterknecht), dessen Latin Lover-Qualitäten jedoch bezweifelt werden dürfen und ein erotischer Minusmann, der Landtierarzt Emst Kretschmer (herzerwärmend gespielt von
Zum vierten Male ist Wim Vande- keybus & Ultima Vez in Wien zu Gast, diesmal mit „Mountains Made of Barking“. Diese Produktion sei, so Vandekeybus vollmundig, vor allem ein Mysterium. Sie handle nicht von, dieser Welt, sondern vom Unsichtbaren.Nun, das Mysterium hat sich nicht offenbart, vielmehr eine fatale künstlerische Schwäche und Ermüdung. Auch heuer sieht man wieder dieselbe knochenbrecherische Choreographie, dieselben langmähnigen Mädchen mit Knieschützern, nur schaumgebremst, endlos wiederholt und variiert. Statt auf tänzerischen Ausdruck setzt Vandekeybus auf
Die Bühne füllt ein überdimensionierter Billardtisch, der bei Bedarf als Fußballplatz Verwendung findet; die Darsteller sind mit Knieschützern und Kopfbedeckungen aus halbierten Fußbällen ausgestattet und die Wahrsagerin benützt für ihre Kunst keine Kristallkugel, sondern einen Fußball: in „A Falecida” von Nelson Rodrigues, einem brasilianischen Gastspiel, regiert die Spielleidenschaft. Dieser frönt auch Tuninho (Marcelo Escorel) und verwettet das Geld für das „Begräbnis erster Klasse”, das sich seine tuberkulosekranke Ehefrau (Maria Padilha) so sehnlich gewünscht hat.
Sechs Personen, eine Hure aus Rumänien, ein norwegischer Maler, eine sehr schöne Schizophrene aus Beirut (Sylvana Krappatsch: schrullige Ko-mödiantik vom Feinsten), ein katholischer Fundamentalist aus Irland mit Aspirationen auf den Heiligen Stuhl, ein blinder Saharadurchquerer und eine bretonische Köchin - verlorene, exaltierte Gottsucher und Grenzgänger - treffen in einem bedrohlichen, labyrinthischen Haus aufeinander. Einzig die Magd (grandios: Silvia Fenz) steht der allgemeinen orgiasti-schen Erlösungswut fremd gegenüber; sie ist fürs Ekstatische schlicht zu unbegabt.Roland Fichets
„Borges and I", die Koproduktion der Company Esther Lihley mit den Wiener Festwochen, widersetzt sich einer simplen Handlungswiedergabe. Texte des argentinischen Kultautors Jorge Luis Borges bilden den Ausgangspunkt für die imaginäre Reise in seine Vorstellungswelten, die sich Esther Linley mit radikaler Freiheit angeeignet hat. Im Wiener Messepalast taucht der Zuschauer in ein so hermetisches wie zauberhaftes Geschehen ein; Tanz, Musik, Raum und Licht bilden ein dichtes, poetisches Gespinst. Im Hintergrund der Bühne ein großer Spiegel, reflektierend und durchlässig, Hinweis auf
Einen äußerst zwiespältigen Eindruck hinterließ Achim Frey ers Festwochen-Etüde „Freyer und Toscanini proben Traviata" im Theater an der Wien. Amüsant und skurril die Bandzuspie-lungen einer historischen Traviata-Probe des berüchtigten Musik-Tyrannen, der wieder und wieder mit seinen ,.Nonono" das Orchester stoppt, droht, antreibt oder quäkend mitsingt.Im völligen Kontrast dazu das Bühnengeschehen. Freyer gruppiert um die Kurtisane Violetta (Helen Centner) ein zehnköpfiges, weißbefracktes Herrenensemble und zelebriert ausgeklügelte Bewegungsabläufe und Positionen,
Lange Zeit als Nierentisch:Ära belächelt, sind nun auch in Österreich, allerdings mit beträchtlicher Verspätung, die fünfziger Jahre zu Ausstellungsehren gelangt. Die Schau im oststeirischen Schloß Herberstein (knappe zwei Autostunden von Wien) umfaßt sämtliche Bereiche der Alltagskultur, vom Pez-Automaten über den Cadillac Cabrio '54 bis zu den unnachahmlichen Kreationen aus Federn und Strohbändern der Wiener Hutmacherin Adele List.Besonders reich dokumentiert ist der Bereich Glas, Porzellan und Metall. Berühmte Namen sind hier repräsentativ vertreten: Venini, Seguso, Iittala,
Ein stimmungsvollerer Spielort für Christopher Frys einaktige Verskomödie „A Phoenix too frequent" ist kaum vorstellbar. Im „Fundus" des International Theatre im Kellergewölbe des Wiener Piaristenklosters fühlt sich der Zuschauer augenblicklich in die antike Gruft versetzt, in der die junge, äußerst romantische Witwe Dynamene (Julia Brandeberry) sich mit ihrer Dienerin (Laura Mitchell) eingeschlossen hat, um ihrem Mann in die Welt der Schatten zu folgen.Wenn dann der Offizier Tegeus (Jonathan Berkh) auftaucht und, hingerissen von der schlafenden Schönheit Dynamenes, sich
Dreißig Jahre haben „Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt schon auf dem Buckel und nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die Bedrohung der Menschheit durch eine entfesselte Naturwissenschaft ist weiterhin auf der Bühne, so scheint es, sowenig ein Thema wie der Wissenschaftler, der seinen Forschungsdrang, koste es, was es wolle, befriedigen will.Im Ensembletheater in Wien nähert man sich dem existentiellen Dilemma von Freiheit und Beschränkung in einer routinierten, handfesten Inszenierung (Conny Hannes Meyer), deren ärgerlichstes Manko die klischeehaften Frauenfiguren sind.
Man kann für Pavel Kohouts „August, August, August" kaum einen passenderen Spielort finden als das Moulin Rouge. Im intimen, verruchten, schwülstig-roten Ambiente des Nachtetablissements entfaltet die Parabel über die Macht und Unzerstörbarkeit der Phantasie ganz ihren naiven, kindlichen Gegenzauber. Der schlechten, restriktiven Realität setzt der Clown August die Absolutheit seines Traumes entgegen - er wünscht nichts sehnlicher, als die acht Lipiz-zaner zu dressieren, die Paradenummer seines Direktors.Die Inszenierung von Ches W. The-mann-Urich entführt in eine märchenhafte
Markus Kupferblum (Inszenierung) und Thomas Dezsy (musikalische Leitung) haben Leoncavallos Dauerbrenner „Pagliacci" gehörig durcheinandergeschüttelt, neu zusammengesetzt und daraus einen 72minütigen Extrakt destilliert, der im Salle de Bai des Französischen Kulturinstitutes von einem jungen, ambitionierten, multinationalen Ensemble gezeigt wird.Die fatale Dreiecksgeschichte zwischen dem Bajazzo Canio (Abdul Candao), seiner Frau Nedda (Tina Ma-lakate) und deren Liebhaber (Czeslaw Napiorkowski) ist reduziert auf die Schlüsselszenen, die dramaturgischen und musikalischen Höhepunkte
Zehn Jahre sind seit der Opferung Iphigenies ins Land gegangen. Zehn Jahre hat Klytaimnestra auf Rache und Vergeltung gewartet. Bericht reiht sich an Bericht, Erzählung folgt auf Erzählung. Vordem handlungsarmen, wortlastigen „Agamemnon” (dem ersten Teil der Trilogie des Aischy-los) versagen selbst die Inszenierungskünste der Mnouchkine bei ihrem Wiener Gastspiel.Wieder sind sieben Jahre verstrichen, nun kehrt Orest in Verkleidung heim, um auf Geheiß des Gottes Apoll an der Mutter den Meuchelmord am Vater zu ahnden. Zum ersten Mal nimmt Ariane Mnouchkine einen männlichen Protagonisten
An Werner Schwab scheiden sich die Geister. Die sich über sein artifizielles Fäkal-Idiom entrüsten, sind fein raus. Aber daß er ein abgefeimter Autor ist, dem man leicht auf den Leim geht, darüber besteht kein Zweifel. Zwecklos zu leugnen, daß man sich im Wiener Volkstheater bei seiner Groteske „Volksverhichtung oder Meine Leber ist sinnlos- amüsiert. Die lustvolle Aggression gegenüber „Volk-und Familie ist durchaus ansteckend.Und die nihilistische, hochmütige Frau Grollfeuer ist eine prächtige Figur (und prächtig gespielt von Vera Bo-rek), die sich an der Selbstzerflei-schung
Der Regisseur Thomas Schulte-Mi-chels hat das Problem, wie man Schauspieler auf der Bühne beschäftigt, so simpel wie penetrant gelöst. Er verordnete dem Ensemble des mit Spannung erwarteten „Tartuffe" im „Theater in der Josefstadt" in Wien hektischen Aktionismus.Pausenlos wird da aufgeräumt und umgestellt, gegessen und getrunken, werden Möbel und Gegenstände von einem Eck ins andere umgeschichtet, Kleider an- und wieder ausgezogen -bis dem Publikum Hören und Sehen vergeht. Bei so viel vergagter Umtriebigkeit bleiben freilich Molieres gesellschaftskritischer Impetus und
Keine politische Pflichtveranstaltung für Multikulti-Gesinnte, kein Ethno-Farbtupfer, sondern ein künstlerisches Ereignis: Das Gastspiel des Roma-Theaters Pralipe aus Skopje in der Wiener Remise. Das Vorspiel zu Lorcas „Bluthochzeit" faßt den Konflikt zwischen erotischer Aggression und archaischer Moral in einem Bild zusammen: Zwei Männer hetzen ihre Kampfhähne aufeinander, dazwischen ein weißgekleidetes junges Mädchen mit einer Henne unter dem Arm, das ohnmächtig zuschaut. Regisseur Rahim Burhan findet für Lorcas symbolistische Lyrik eine faszinierende, verführerische
Das Programmheft bemüht Buddha, Tao und das Tibetanische Totenbuch als Argumentationshilfe für die wohl verstiegenste Shakespeare-Interpretation, die je im Theater zu sehen war. Bevor Hamlet ins erlösende Nirwana eingehen darf, entfesselt diese Marburger Inszenierung von Tomas" Pan-dur im Ronacher exzessives, zeitgeistiges Regietheater. Ein Teil der Zuschauer ergriff bald die Flucht, dem ausharrenden Rest bot sich ein Spektakel in schwarzer Dekoration und schwarzen Kostümen zwischen schriller Hysterie und artifizieller Kälte. So monströs und unausgegoren diese Inszenierung auch sein
Rote Fahnen schwingendes Volk, groteske Prozessionen im Hüpfschritt, galoppierende Rosse, ein rasender Motorradfahrer mit Beiwagen: „Kommt und seht... Guernica" - Ar-rabals Einakter, benannt nach der baskischen Stadt Guernica, die 1937 im spanischen Bürgerkrieg von der deutschen „Legion Condor" in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde. Erwin Piplits kontrastiert Arrabals absurde, banale und alltägliche Dialoge mit Bildern des Schreckens, der Panik.Die Remise mit ihrer beeindruk-kenden Holz-Eisen-Architektur erweist sich als idealer Spielort für die raumgreifenden,
Der Output des Wiener Ensembletheaters ist beeindruckend; eine Mo-liere-Premiere jagt die andere. Dieter Haspels zweiter Streich, „Der eingebildete Kranke" bestätigt allerdings die alte Regel, daß Quantität und Qualität selten zusammengehen. Haspel verharmlost Molieres Klassiker zu einem unterhaltsamen Komöd-chen ohne erkennbare Inszenierungsidee. Axel Klingenberg spielt routiniert die Außenansicht des lächerlichen Familientyranns. Die Frage aber, warum Argan sich aus Familie und Gesellschaft zurückzieht und auf seinen Hypochondrien insistiert, wird nicht einmal gestellt. Aus
Drei Menschen treffen in einer Wohnung aufeinander: Hallen, ein Polizist, Dee, eine erfolgreiche junge . Kriminalautorin und ihr mysteriöser Gastgeber Mr. Stone, der die beiden unter falschen Voraussetzungen in sein Appartment gelockt hat. „The Business of Murder" von Richard Harris im Vienna's English Theatre zieht den Zuschauer in ein raffiniertes Spiel der scheinbaren Realitäten, der Täuschung und Desillusion. Meister dieses Verwirrspieles ist der zwielichtige Mr. Stone, dessen Leben vor fünf Jahren durch eine Mordanklage zerstört wurde. Bald ahnt der Zuschauer Schreckliches:
Das Duo Andrea Eckert und Hansgeorg Koch bürgt für Qualität. „An allem sind die Juden schuld", nannten die beiden ihren hinreißenden Liederabend, der jetzt auch im Wiener Volkstheater (dessen Ensemble Andrea Eckert angehört) zu sehen war: Eine unterhaltsame und engagierte Auswahl jüdischer Lieder und Texte aus den Jahren 1920 bis 1938. Vom Berliner Gassenhauer („Was macht der Meier am Himalaya?") über jiddische Volkslieder bis zu den politischen Balladen von Tucholsky und Brecht -Andrea Eckert ist in allen Genres sattelfest. Hansgeorg Koch, der auch einige der Texte
Die Sage vom phrygischen König, dem alles, was er berührt, zu Gold erstarrt, nahm Wolfgang Deichsel zum Leitthema für sein gleichnamiges Stück „Midas". Im Theater m. b. H. werden dem Zuschauer die Augen für die fatalen Folgen des Wünschens geöffnet. In lose aneinandergereihten Szenen und Sketches entwirft der Autor eine aberwitzige Dialektik der Begierden und des Glücks.So abgründig und komisch wie in der Inszenierung von Johanna Tomek wurde auf der Bühne schon lange nicht mehr über die menschliche Existenz philosophiert. Grundtenor des Stücks: Es gibt nichts
(Theater Drachengasse, Wien; „Savannah Bay” von Marguerite Duras) Zwei Frauen begeben sich auf Spurensuche nach einer mythischen Geschichte um Liebe, Sehnsucht und Tod: die uralte Schauspielerin (Hilde Krahl) und die „Junge Frau” (Margot Vuga).Die Duras erzählt in „Savannah Bay” (1983) keine bestimmte Geschichte, sondern „das Fehlen einer Geschichte”; sie beschwört keine bestimmte Liebe, sondern die Liebe schlechthin, ihre Trivialität und Schönheit. Personen und Schauplätze überlagern sich, durch sie hindurch spricht die Liebe die immergleichen Worte.Was die Autorin
Bei einem Heurigen und Anfang März flüsterte ein schon sehr aufgeräumter designierter Bundeskanzler Dr. Kreisky seinen Wahlmitarbeitern vertrauensselig zu, daß er nicht im geringsten daran denke, mit der österreichischen Volkspartei eine Koalitionsregierung zu bilden. Er werde, so sagte Kreisky damals, vorerst allein über Sachfragen sprechen lassen und die Bildung einer gemeinsamen Regierung zwischen Sozialisten und Volkspartei an Ressortfragen scheitern lassen. Schließlich, so sagte er seinen Parteifreunden auch angeblich, sei der sozialistische Vertrauensmann in der Kanzlei des
Das „Postfach 7000“ erfüllte selten die Funktion, die ihm ursprünglich zugedacht war. Diesseits und jenseits des Bildschirms dürfte Einigkeit darüber herrschen, daß diese Sendung überflüssig ist.Die Schwierigkeit besteht anscheinend nur noch darin, es im ORF zuzugeben und die Konsequenz daraus zu ziehen, nämlich das Postfach abzuschaffen. Wie immer und überall spielt das Prestige eine große Rolle; statt das Richtige zu tun, nimmt man Zuflucht zu Ersatzhandlungen. Der Ersatz für den selten möglichen Kundendienst in dieser Form ist beim österreichischen Fernsehen die
Der Mond, einst ein Objekt der Träumer, der Liebenden, der Dichter, ist heute, wie bekannt, ein Terrain, mit dem sich Militärs, Raketenfachleute und andere Forscher befassen. Noch ist in aller Erinnerung die Aeußerung eines amerikanischen Admirals, der die Besetzung des Mondes als eine dringende Notwendigkeit für die Sicherheit Amerikas bezeichnete.Inzwischen wurden nähergelegene Oertlich-keiten besetzt, die Beschäftigung mit dem Mond leidet jedoch darunter nicht. Soeben erklärt in New York der Atomprof essor; Rurgety „Weftrj, gwisjFiQrjmen„tierischen .pd,e.r pflanzlichen Lebens auf