Wenn irgendwo, so trifft für die Milchwirtschaft das Wort zu, daß die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben. Schier unüberwindlich erschienen ja auch die Hindernisse, nach Beendigung der Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 die Milchversorgung wieder in einen geregelten Gang zu bringen. Das traf insbesondere für die Bundeshauptstadt zu, die durch die Unterbrechung aller Verkehrswege und durch den Ausfall der erforderlichen Verkehrsmittel von der Lebensmittelzufuhr, vor allem aber von der täglichen Milchanfuhr abgeschnitten war, während im Stadion russische Rinderherden weideten.
Die Frage wird häufig erörtert, warum in einer Zeit, die mit aller Kraft danach strebt, die Wirtschaft frei zu machen, gerade in der Milchwirtschaft eine weitgehende Lenkung beibehalten, ja sogar eine gesetzliche Regelung eingeführt wurde. Es fehlt nicht an Stimmen, die im Milchwirtschaftsgesetz einen Rückschritt in planwirtschaftliche Verhältnisse sehen. Dieser Widerstreit der Meinungen ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die Doktrinen der freien Marktwirtschaft, vorzugsweise im industriellen Sektor herausgearbeitet und auf diese Verhältnisse abgestimmt, unbedenklich auf die