Es 1st nicht verwunderlich, daß die menschliche Existenznot heute unter vielen anderen Erscheinungen für den Katholiken auch ein neues Verhältnis zur Theologie heraufzuführen beginnt. Die Beziehung des Laien zur Theologie wurde durch eine 'n Reformation und Gegenreformation sich anbahnende Entwicklung immer mehr ge- stört. Dies geschah einerseits durch den Versuch der Säkularisierung der Theologie, andererseits durch Leugnung ihres Wissen- echaftscharakters. Praktisch freilich ist der Einfluß des Laien nicht zurückgetreten; man denke an die Versuche des Übergriffs der weltlichen Macht
Zu den erregendsten Gestalten der mittelalterlichen Kirchengeschichte gehört die heilige Katharina von Siena. Sie sagte von sich selber: „Mein Wesen ist Feuer!“ Das ist ein mystisches Wort und läßt erahnen, wie weit das Göttliche von dieser Natur Besitz ergriffen h t. Die Forschung hat sidi seit Jahrhunderten mit dieser Gestalt beschäftigt und es ist für den Historiker seltsam genug, daß eine junge Frau — sie starb schon mit 33 Jahren — einen derartigen Einfluß auf die geschiditliche Entwicklung der Kirche nehmen konnte, wie ihn etwa die Rückführung Gregors XI. von Avignon