Schon im Motto zu diesen „Geschichten & Zwischengeschichten” liest man: „Geschichten drehen sich im Kreis. Sie verlaufen nicht geradlinig.” Daran hält sich Klaus Merz bei seinem Sammelband „Am Fuß des Kamels”, und die Titelstory beginnt: „Eines Morgens erwachte ich mit dem Koffer im Kopf.” Und, so geht es auch weiter.Der Leser soll nicht gewohnheitsmäßig (mit mäßiger Aufmerksamkeit) dahinlesen. Mitten im Erzählen schreckt ihn ein ungewöhnlicher Satz auf, unterbricht die Linie einer Geschichte und bricht mit epischer Logik. „Unter jeder Kreatur hindurch führen
Der in Lettland als Sohn eines Religionswissenschaftlers geborene Gerhard Mensching (1932-1992) hat Romane, Erzählungen und für Periodika Grotesken geschrieben. Diese kommen nun gesammelt in Buchform heraus. Das Titelhistörchen ist eine Aufforderung, den Sprung ins Unglaubliche mitzumachen, den der Autor riskiert. Einfach Patrick heißen die Drillinge, die der Vater (Berufsschwindler) als einen einzigen Buben registrieren ließ. Da niemand weiß, daß ihrer drei sind, kann einer stehlen gehen, und ein anderer dient als Alibi, weil er sich nachweisbar woanders aufgehalten hat. Und so weiter.
Erwin Gimmelsberger (1923 in Oberösterrcich geboren), Journalist in Salzburg, Lyriker und Erzähler, ist außerhalb seines engeren Wirkungskreises vor allem durch seine kulturpolitische Initiative bekannt geworden, die zu den rühmlichen „Rauriser Literaturtagen" führte.Der Band Kurzprosa „Monolog aus zweiter Hand" beweist aber, (|aß Erwin Gimmelsberger nicht nur zu raten weiß, wie man es machen soll: Er weiß auch, wie man es macht.Fünfzehnmal macht er aus einem alltäglichen Geschehen eine einzigartige Geschichte, aus irgendwelchen Ereignissen ein Ereignis; das weiterzugeben und
Wenige Monate vor seinem 76. Geburtstag im Oktober dieses Jahres legt Graham Greene seinen neuen Roman vor: „Dr. Fischer aus Genf oder Die Bomben-Party". Der große Romancier menschlicher Sündhaftigkeit konfrontiert zwei Laster: Menschenverachtung und Geldgier.Dr. Fischer aus Genf, mit seiner Zahnpasta Dentophil-Duft reich geworden, verachtet alle, besonders seinesgleichen. Er hat einen kleinen Kreis wohlhabender Leute um sich gebildet, die er von Zeit zu Zeit bei einer Party versammelt und beschimpft. Die Geldmenschen lassen sich das widerspruchslos gefallen, weil sie nur so zu den
Nichts gegen Reißer, wenn sie mitreißend sind. Aber daß diese „Prinzessin Daisy" von Judith Krantz einige Millionen Dollar eingebracht hat, dieses soziologische Phänomen ist interessanter als die 600 Seiten des angeblichen Unterhaltungsromans, von dem kaum eine interessant ist, es sei denn, man interessiere sich für die genau geschilderte Technik, mit der eine 32jährige Marquise einen 14jähri-gen Aristokraten aus Rußland verführt. Oder - später - dessen 21 jähriger Sohn die 15jährige Halbschwester, Oder: eine gewiegte Les-bierin ihre diesbezüglich unerfahrene
Die 1903 in Vorarlberg geborene Natalie Beer, Lyrikerin und fleißige Erzählerin, legt ein neues Buch vor: „Im Garten blüht der Lavendel”, es ist „Ein Roman aus dem Friaul”.Der Plan dazu, sagt die Verfasserin im Vorwort, war schon 1975 entstanden, wurde aber nach der furchtbaren Erdbeben-Katastrophe 1976/77 modifiziert. Es handelt sich jedoch nicht etwa um eine Unglücks-Reportage, sondern um eine Künstler- und Lebensgeschichte (verbunden mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe), wie immer bei Natalie Beer in der modernisierten Art eines Heimatromanes; das Beben kommt erst
Er heißt Peter Renz, sein Roman: „Vorläufige Beruhigung”. „Sein” Roman ist doppeldeutig; denn der Autor ist Oberschwabe, 1946 geboren, war Schlosser und technischer Zeichner, hat inzwischen ein Studium absolviert und geheiratet, alles genau wie bei der Ich- und Hauptfigur Josef Heim in diesem Buch, das aber nicht als simpel verfremdete Autobiographie verstanden sein will, sondern als Generations- und Milieubiographie.„Vorläufige Beruhigung” herrscht heutzutage in der Bundesrepublik und anderswo, nach dem unruhigen Jahr 1968. Man hat infolge dieser „Vergangenheit”
Der Neudruck des Romans „Die Gaukler” von Rudolf Henz nach 48 Jahren wurde feierlich vorgestellt: Das geistig aggressive Frühwerk, 1932 von einem katholischen Verlag Deutschlands ediert, mußte nach dem Anbruch des Dritten Reiches eingezogen werden.Im einleitenden Gespräch mit Univ.-Prof. Dr. Herbert Zemann bekannte der Dichter, er sei „ein sehr kritischer Katholik geworden der immer den Aufbruch erwartet”, und diese vehement aktivistische Haltung ist es, die sich Rudolf Henz aus seiner expressionistisch geprägten Jugend bewahrt hat. Ungebrochen und ergreifend der Bogen von diesem