Im Lichte der Finsternis” — typischer Titel eines der Kapitel des in diesen Tagen im Verlag Piper auf deutsch erscheinenden Buches „Die Diktatur der Logik” des Exilrussen Alexander Sino-wjew: ein Paradoxon als Spielball, mit dem der professionelle Mathematiker und Logiker stets ins Schwarze trifft, wenn es um die Entlarvung der Hohlheiten und Absurditäten geht, die sich in derRealität und Praxis vor allem der ideologisierten Sprach- und Lebensbereiche ereignen.Und doch erscheint uns dieser spezifisch Sinowjew'sche Entlarvungsmechanismus eines wirklichen Satirikers immer wieder in
Moskau ist immer „in”. Es gerät scheinbar nie aus der Mode, über die Hauptstadt der Sowjetunion mit einer Tendenz zu schreiben, die die übermittelte Information als allgemeingültig und vor allem als übertragbar auf das ganze Land mit seinen hiebei meist ignorierten außerrussischen Nationalitäten darstellt.Manche Darstellung dieser Art wird damit mangels tiefschichtiger Aspekte ein bloßes Beobachten ohne den Hintergrund einer fundierten Kenntnis und damit zur eindimensionalen Betrachtung: zum Mosaikstein, der höchstens zusammen mit vielen anderen zu einem Bild beitragen könnte,
Selten hat man so viel Vergnügen mit einem Buch gehabt. Am Cover winkt ein Gebäckweib, mit einem Kipferl entgegen; beim öffnen des Buches hört man fast den von seiner schweren Rückenlast gebückten Mann „an Aschn" rufen.Wiener Volkstypen mit heute längst vergessenen vierundsiebzig Standesvertretern — von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen, bis zu solchen, die sich noch ins zwanzigste Jahrhundert retten konnten, werden in Bild und Text nahegebracht. Und illustrieren somit auf ebenso vergnügliche wie informative Art und Weise jenen Alltag im alten Wien, den
Der Schein trügt: der bärtige, weißhaarige ältere Herr ist gar nicht so alt, nämlich Mitte Fünfzig, und trotz seiner unleugbaren russich-jüdischen Herkunft weder ein abgeklärt-moralisierender Epigone Tolstojs, dem er eben wirklich nur im Bart ähnelt, noch ein Dissident vom Typ Solscheni- zyn mit dem erhobenen Zeigefinger des russischen Missionars im Westen.Andrej Sinjawskij, der prominente Exponent der russischen Emigrantenszene in Paris, wirkt fast emotionslos, wenn er Fragen über seine Heimat oder über den Westen beantwortet. Und sich dadurch als Skandalisierungsobjekt
Beim jungen Pianisten Andrej Gawrilow kann das nur der meteorologische Winter sein, wenn es vorkommt, daß er gleich nach seiner Ankunft in Wien eine Grippe erwischt, nachdem er allerdings aus der weniger windigkalten Schweiz gekommen war.Ein spitzbubenhafter junger Mann, der auch im aufgezwungenen Ruhezustand ein ungebän-digtes Energiebündel ist. Er sieht schon ein wenig herunter auf das Leben, das dem 23jährigen bereits so viel Erfolg zu Füßen gelegt hat, und während er lässig seine Marl-boro (was sonst?) anbietet, erzählt er strahlend, daß er zu seinem nächsten Konzert mit seinem
Zumindest aufschlußreich ist es, wenn ein sowjetischer Musiker vom Rang und der Persönlichkeit eines Gidon Kremer nach musikalischer Darbietung von Werken Parts, Schnittkes, Stockhausens und Strawinskijs verbal zum Problem zeitgenössischer Musik in der Sowjetunion Stellung nimmt. So geschehen in den Räumen der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft in Wien.Der Effekt war doppelt: Information über die künstlerische Gesinnung des Künstlers vor dem Hintergrund der sowjetischen Aktivitäten und eine erregte Diskussion über „Stille Nacht, heilige Nacht“.Kremer wehrte sich gegen den
Sie ist schon abgereist, und doch glaubt man immer noch den rauschenden Applaus zu vernehmen, der erst langsam verebbt. Letzte Dankesbezeugung eines Publikums für fünf Konzertabende, an denen die russische Cellistin Natalja Gutman durch ihre Interpretation vonHaydn, Prokofjew, Beethoven, Brahms, Schumann, Dvorak ihr eigenes Portrait zeichnete.Ihr Wesen, wie es sich in einem Gespräch erschließt (und auch wieder nicht), nimmt in wenigen Augenblicken schon das Typische ihrer künstlerischen Persönlichkeit vorweg. Das Typische? Die zierliche, dunkle Russin ist bar jeglicher Koketterie; weder