Aus dem im allgemeinen eher durchschnittlichen Filmangebot dieser Woche ragt zweifellos Franco Zefirellis Filmfassung des Shakespeare-Stückes „Der Widerspenstigen Zähmung“ hervor. Der Regisseur hat sein filmisches Handwerk als Assistent bei Visconti erlernt und sich als Theater- und Opernregisseur einen Namen gemacht. Das Werk Shakespeares kommt seinen Intentionen insofern entgegen, als es sich — ohne allzu starke Verfälschung des Sinngehaltes — filmisch adaptieren, das heißt, mit Massenszenen, üppigem Schaugepränge und nur optisch ergiebigen Sequenzen aufputzen läßt. Nicht
Es war vorauszusehen, daß nach den Ereignissen in Israel die Ver-leihflrmen das gesamte verfügbare Material über diesen jungen, um seine Existenz ringenden Staat auf den Markt werfen würden. Der erste von Israel hergestellte Spielfilm aus dem Jahre 1955, „Höhe 24 antwortet nicht“, war, als er vor vier Jahren zum erstenmal bei uns gezeigt wurde, nicht von jener brennenden Aktualität, die man ihm jetzt zuerkennen muß. Immerhin eine erstaunliche Tatsache für eine Reprise, denn die Handlung nimmt ihren Ausgang am Tage vor dem Waffenstillstand, der am 15. Mai 1948 zur Anerkennung des
Man muß nicht lange nachdenken, um festzustellen, daß Filmklassiker wie „Arsen und Spiitzenhäubchen“ ebenso wie die unvergeßlichen „Ladykiller“ bei dem makaber-turbulenten Lustspiel „Letzte Grüße von Onkel Joe“ Pate gestanden sind. Bryan Forbes, der Produzent und Regisseur dieses Streifens, hat mit seinem letztes bei uns gezeigten Film, „Sie nannten ihn King“, einen starken internationalen Erfolg buchen können. Mit dieser nach Motiven des Romans „The wrong Box“ von Robert Louis Stevenson und Lloyd Osbourne verfertigten Komödie wechselte er als Regisseur „ins
Einen originellen, geistvollen und in seiner Grundstimmung zauberhaften Streifen beschert uns in dieser Woche Frankreichs „Spezialist mit der leichten Hand“, Philippe de Broca, mit seinem neuesten Opus „Herzkönig“. Der Regisseur ist einer der wenigen Mitbegründer der Neuen Welle, der seinem — nach mehrfacher Zusammenarbeit mit Claude Chabrol — erwählten Gebiet der leichten Muse konsequent treu geblieben ist. Das Zusammentreffen von englischen, deutschen und französischen Soldaten des ersten Weltkriegs mit den Insassen einer Irrenanstalt im mittelalterlichen Städtchen Senlls
Eine ganze Reihe von Kinos gingen der sommerlichen Flaute und der übermächtigen Konkurrenz der massierten Fußballspielübertragungen von der Londoner Weltmeisterschaft aus dem Wege, indem sie eine Urlaubspause einlegten. Natürlich bringt keine Verieihfirma in so einer Zeit eine namhafte Uraufführung heraus und so behaupten die sich hurtig tummelnden Farbfilmsuperagenten diverser Provenienz weithin das Feld der Kinoleinwand.Aus Amerika wird sogar ein wenig utopische Phantasterei in die Agentenstory gemischt. „Im Auftrag von H. A. R. M.“ nennt sich der Unsinn. Ein Forscher hat einen
Eine ganze Reihe von Wiederaufführungen bedeutsamer Filme kennzeichnen das Kinoprogramm, und wer seinerzeit eines dieser Werke versäumte, hat nunmehr Gelegenheit, den Streifen als Reprise zu besichtigen, vielleicht sogar in jener Originalfassung, auf die man damals bei dem breiten Premiereneinsatz verzichten mußte. Dies trifft bei dem englischen Farbfilm „Becket“ zu. Jetzt hören wir die Originalstimme von Peter O’Toole als Heinrich II. und von Richard Burton als Thomas Becket und sind überrascht von deren suibtilen Modulationsfähigkeit. Jean Anouilhs großartiges Dialogstück
Das Fernsehen beginnt sich langsam der Farbe zuzuwenden und deckt sich bereits jetzt in vorausschauender Planung mit Farbfilmen ein. Offenbar fürchtet das Fernsehen die Konkurrenz des Kinos nicht mehr sonderlich und läßt die fär- bigen Filmproduktionen vorerst über die Kinoleinwand flimmern. Auf diese Weise kommt das Kinopublikum in den Genuß eines recht netten Schelmenromans, „Adrian — der Tulpendieb“, ein vergnügliches Märchen, das in bezaubernden Farbbildern dargeboten wird. Die Geschichte führt uns in das Holland des 17. Jahrhunderts, in dem die Tulpe, dieses fremdartige
Der französische Meisterregisseur André Cayiatte war seinerzeit stets mit interessanten psychologischen Problemen befaßt. Filme wie „Schwurgericht“ oder das Drama junger Menschen in einer von Hysterie geladenen Zeit „Vor der Sintflut“, den zweiteiligen Eheproblemfilm, der die gleichen Begebenheiten einmal aus den Augen des Mannes und dann aus der weiblichen Sicht betrachtete, waren beachtliche Filme von bemerkenswertem Gehalt. Sein letztes Werk „Lebenshungrig“ („Piège pour Cen- trillon“) ist nur noch ein Thriller, der an Grusel- und Schockeffekten mehr interessiert ist als
Die immer noch mächtig flutende Agentenwelle schlägt nunmehr heitere Töne an und mischt kräftige parodistische Züge in die blutigharten Spionagegeschichten. Der englische Regisseur für gute Konfektionsunterhaltung Gerald Thomas liefert eine amüsante Agentenfilmparodie, in der ein recht merkwürdiges Wien voll von Zithermusik und „Dritte-Mann-Atmo- sphäre“ in den Rang einer bedeutenden Agentenzentrale erhoben wird. „Secret Agent 00-OH“ parodiert blendend die ganze Monsterunglaub- würdigkeit dieser Filmmode. Lächerlich-gigantische Verbrecherorganisationen werden von cleveren,
r Walt Disney findet immer neue . Varianten für eine freundliche . Familienunterhaltung, die ein mög- t liehst breites Publikum anspricht, t Diesmal sind es drei Tiere, die in . dem Film „Die unglaubliche Reise“ ’ auf ihrer Wanderung durch das j romantische Kanada alle möglichen r Abenteuer mit beachtlicher Intel- I ligenz bestehen. Vor allem der Siam- t kater „Tao“ ist bestechend photogen und von großer darstellerischer Be-’ gabung, denn im Film merkt man ja nicht, wie lange die Tiere dres-’ siert werden mußten, um ihre Rol- 1 len entsprechend dem Drejibuch und ‘ den
Der jugoslawische Film „Der neunte Kreis“ ist schon einige Jahre alt, und die Zeit der Handlung liegt inzwischen ein Vierteljahrhundert zurück; trotzdem packt uns die tragische Dramatik dieses Geschehens: Irgendwo in Kroatien, im Jahre 1941, werden die Juden deportiert, unter denen sich auch die Eltern von Ruth befinden, einem sechzehnjährigen Mädchen, das nun von einer befreundeten, nicht jüdischen Familie auf genommen und mit dem Sohn der Familie zum Schein verheiratet wird, damit sie weiteren Verfolgungen entgeht. Dieser menschenfreundliche Akt löst eine Reihe von Problemen aus.
Als Buch genauso wie als Film erweist sich „Der Spion, der aus der Kälte kam" als verdienstvolle Klarstellung und notwendige Entroman- tisierung des Agentengewerbes, das gerade in letzter Zeit eine beispiellose und völlig unreale Verherrlichung in Büchern und noch mehr in Filmen erfahren hat. John Le Carrė, ein beruflicher Kenner und Praktiker, schrieb diesen Roman und stellte fest, daß ein Spion einem schmutzigen und schäbigen Geschäft nachgeht, daß er vielleicht ein notwendiges, aber stets trauriges Übel ist, das weder Mitleid noch Dank verdient. Der Film von Martin Ritt hält
33 Jahre können an einem Filmwerk, noch dazu aus dem Unterhaltungsgenre, nicht spurlos vorübergehen, dafür sorgen schon die filmtechnischen Mittel und der sich immer wandelnde Gestaltungsstil. Wenn aber ein so alter Film auch heute noch aufführbar ist, dann zeugt dies von einer soliden Qualität und einem beachtlichen Können. Bedenkt man außerdem, daß der Streifen „Leise flehen meine Lieder” Willi Forsts Regiedebüt war, wird einem erst richtig klar, welch große filmkünstlerische Potenz Österreich einst besaß. Ist auch manches an dieser Schubert-Legende allzu gefühlsselig,
Der amerikanische Technicolor- fllm „Der Schuß” („Moment to moment”) ist ein Schulbeispiel eines anspruchsvoll ausgestatteten und sich sehr bedeutsam gebärdenden Gesellschaftsfllms, der bei näherem Hinsehen merklich viel von seiner Glaubwürdigkeit verliert und sich zuletzt als verbogene Kolportage entpuppt. Da entwickelt sich aus einer flüchtigen Bekanntschaft einer verheirateten Frau mit einem Fähnrich der amerikanischen Marine ein handfester Ehebruch, der tragische Folgen zu haben scheint. Zum Schluß muß dann ein recht unglaublicher Zufall das friedliche Happy-End
Trotz einer gewissen Voreingenommenheit gegen Amerikas Anfälligkeit für simplifizierte Freudsche Seelenanalysen besticht Frank Perrys „David und Lisa” durch seine Aufrichtigkeit bei der behutsamen Schilderung der langsamen Gesundung von zwei seelisch kranken jungen Menschen. Sicher sind die Begebenheiten nicht alltäglich, eben ein Einzelfall des Schicksals, allgemeingültig aber erweist sich die Allmacht einer echten Liebe, ohne Sentimentalität und Egoismus, die nie aus billigem Mitleid wächst, sondern aus Verstehen und lauterem Wollen. Gebannt folgt man dieser Entwicklung, denn aus
Zum Fest der Liebe, zur Weihnacht, erweisen sich wieder einmal Film und Kino als beklemmend naiv oder von gedankenlosem Unverständnis, zumindest was die in diesen Festtagen auf den Markt gebrachten neuen Filmen betrifft. Es gibt viel „Liebe“ , aber meist nur eine abartige, zweifelhafte oder zumindest mißbrauchte. Frankreich zeigt „Das leichte Geld der Liebe“ , die Stationen eines Frauenlebens, eines Provinzmädchens, das sich von der Straße mit der „Liebe“ , emporarbeitet, aber — trotz vorübergehender Bürgerlichkeit — damit auch die materielle Seite ihres Daseins abdeckt.
Die „Lausbubengeschichten” des Bayern Ludwig Thoma wurden endlich auch vom Film entdeckt und fanden eine überraschend treffliche Wiedergabe. Helmut Käutner, der in letzter Zeit manche seiner Themen nicht mehr richtig in den Griff bekommen konnte, erwies sich bei diesem Farbfilm als überlegener Könner, der eine längst vergangene Zeit mit Menschen, weitab von unserer sensationsgierigen Unrast, gut ins Bild brachte, das Gemüt nicht in Sentiment zerfließen ließ und die einzelnen Typen, ihre Motive und ihr Handeln glaubwürdig darzustellen verstand. Eine prächtige Leistung erbrachte
Ein japanischer Monsterfilm in Farben erzählt uns von einem Kaiser von China, der im dritten Jahrhundert vor Christus das gigantische Werk der Chinesischen Mauer erbauen ließ. „Der große Wall”, in aufwandreichem 70-mm-Breitwandver- fahren technisch sehr gekwrnt h£rge- stellt, zeigt die Besessenheit eines Herrschers, der zu einem grausamen Tyrannen wird, nur um große Werke für spätere Generationen schaffen zu können, dessen Dynastie aber nach seinem Tode von der Wut des mißbrauchten Volkes gestürzt wird. So ideal gesinnt dieser Kaiser Shih Huang Ti am Beginn seiner Regierungszeit
Die „M euterei auf der Bounty“, einem englischen Schiff, auf dem sich zu Ende des 18. Jahrhunderts dramatische Ereignisse zusammenballten, ist historisch beglaubigt. Der Kapitän wollte das Schiff auf schnellstem Wege nach Tahiti führen und die Besatzung mit grausamer Despotie zum letzten physischen Einsatz zwingen. Da entschloß sich der Erste Offizier zur Meuterei. Der Kapitän wurde mit seinen paar Getreuen auf einem Boot ausgesetzt, die meuternde Besatzung ließ sich auf einem Südsee-Eiland nieder und verblieb dort.: Dem Kapitän allerdings gelang das unmöglich Scheinende: er schlug
Sir Carol Reeds 1950 produzierter Kriminalfilm aus dem düsteren Nachkriegs- Wien war ein Sensationserfolg ersten Ranges. Deshalb wohl versah eine findige Verleihfirma Reeds Spannungsfilm „The running man“ mit dem deutschen Titel „Der zweite Mann“, obwohl es sich diesmal um eine völlig andere Story handelt. Es steht ein raffiniert ausgeklügelter Versicherungsschwindel im Mittelpunkt der Handlung, gleichsam als Selbsthilfe eines Mannes, der von der .Versicherungsgesellschaft wegen eines geringfügigen Formfehlers seinerzeit um seine berechtigten Ansprüche betrogen worden war. Nun
Das Kinoprogramm der Osterwoch bot wenig österliches. Auf den weißen Pro-jektionsflä.chen der Kinos, strahlte,..keine Erlösung,' keine Hoffnung. Daß der Sohn Gottes für die Menschheit' gestorben und am dritten Tage wieder auferstanden ist, wird vom Film nicht zur Kenntnis genommen. Die Menschen leben weiterhin verstrickt in ihren Leidenschaften, bedroht von dämonischen Mächten und sterben, als gäbe es keine Ewigkeit im Jenseits, kein Gericht und keine Gerechtigkeit. „Der Kampf auf der Insel“ ist um die Stilrichtung der „Neuen Welle“ bemüht, zeichnet sich durch seine
Dem amerikanischen Musical „West S i d e Story“ eilt ein großer Ruf voraus, wurde dieser Streifen doch mit zehn „Oscars“, den begehrten Auszeichnungen der amerikanischen Filmakademie, bedacht. Allerdings darf man unter einem „Musical“ nicht etwa eine Abart der landläufigen Operette erwarten oder ein Singspiel mit ein paar dramatischen Dialogeinlagen. Die „West Side Story“ fußt auf dem uralten „Romeo-und-Julia“-Motiv, doch die Handlung spielt in den Hinterhöfen New Yotker Zin&kasernen von heute und endet genauso tragisch wie Shakespeare berühmte Tragödie. Was aber
Der Osten und der Westen liefern diese Kinowoche zwei interessante Filmstreifen, die, von politischen Fragen ausgehend, in menschliche Tiefen und persönliche Tragik loten, gleichzeitig aber auch die weltweiten Unterschiede zwischen den Auffassungen in Ost und West aufzeigen. Otto P r e-mingers „Sturm über Washington“ stellt die Frage nach der politischen Verantwortung, die Grenzen der demokratischen Freiheit und der Staatsräson und gibt einen tiefen Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten einer bedingungslosen Demokratie. Wenn gerade in Amerika auch im politischen Leben mitunter