Zwei Personen unterhalten sich. Sie sind offenbar politisch interessiert. Sie haben vielleicht sogar Einfluß. Es ist Juni. Rundherum im freundlichen Sonnenschein liegt die Republik Österreich.„Also, ihr schmeißt ihn raus?”„Naja, was denn sonst?!”„Ist euer gutes Recht. Aber eigentlich warum?”„Er hat sich der lokalen Parteiorganisation widersetzt.”„Der Tull?”„Der Tull.”„Na ja. wenn er sich widersetzt hat.Schweigen, Sonnenschein.„Und daß er jetzt als wilder Nationalrat die Partei vielleicht in Verlegenheit bringen könnte...?”„Er wird halt Berufung einlegen und
Glückliches Osterreich! In fast allen Teilen der Welt wird demonstriert, für oder gegen Regierungen, für Freiheit und Demokratie, für mehr Lohn, gegen Staatsbesuche, für die Pressefreiheit und gegen oft unvorstellbare Ungerechtigkeit und nicht selten zeigt uns der abendliche Fernsehschirm schon fast routinemäßig das Ende mancher dieser Demonstrationen: brennende Häuser, Geschäfte und Autos, Verwundete, Tote, Chaos.Nicht so bei uns! Das Ereignis, welches einige Landsleute vor kurzer Zeit zu fernsehgerechter und von heftigem Rauschen im Blätterwald begleiteter Demonstration hinriß,
Claudia ist dreizehn. Blondes Haar. Stupsnase. Sommersprossen. Blue-Jeans. Wohnhaft in Wien.„Was machst du in deiner Freizeit.”„Also, da war zum Beispiel das Stadtfest. In der ganzen Innenstadt überall Musik. Ich hab mich großartig unterhalten. Man muß schon sagen: Der Jugend wird heutzutage wirklich viel geboten.”„Es gibt aber nicht immer ein Stadtfest.”„Nein. Ich gehe auch mit den Kinderfreunden. Die sind sehr lustig und manchmal gibt es gratis Würstel. Wir wandern, wir singen Lieder, wir unterhalten uns großartig. Man kann wirklich nicht sagen, daß der Jugend nichts
Einer der Grundsätze der Verfassung ist bekanntlich die Gleichheit vor dem Gesetz. Diese kommt aber nicht immer zur Geltung. Selbst in der Regierung gibt es Gleiche und noch Gleichere.Der Finanzminister, zum Beispiel, darf der Besitzer einer auf dem Gebiet seines Ressorts tätigen Firma bleiben. Wenn das so ist, dann bleibt es schwer erklärlich, warum auch die anderen Minister keine Firmen besitzen sollen. Wo bleibt denn die berühmte Gleichheit?Um da Abhilfe zu schaffen, könnte man folgendes erwägen:Der Bautenminister gründet ein Bauunternehmen, das auf Großprojekte spezialisiert ist.
Als ich Peterle kennenlernte, trug er Anzug und Krawatte. Er war ein aufstrebender Journalist. Sein Meister war ein sozial gesinnter Edelmann gewesen, Vorliebe für Fortschritt und Demokratie.Unsere Wege trennten sich. Als ich Peterle nach Jahren wiedersah, hätte ich ihn um ein Haar nicht erkannt. Er war in Blue-Jeans gekleidet, trug eine Drahtbrille und einen langen Bart.„Man muß die Hand auf dem Puls der Zeit halten”, sagte Peterle. „Dann weiß man jederzeit, wieviel es geschlagen hat.”Er war gerade damit beschäftigt, ein fortschrittlich-demokratisches Blatt in eine
Ob es sich bei dem Ecke Ballhausplatz und Schaufflergasse in Wien gefundenen Blatt Papier wirklich um den Entwurf eines Briefes handelt, ist mit Sicherheit nicht festzustellen. Der Text ist jedenfalls bemerkenswert genug, um ihn hierzu veröffentlichen:„Den Herren Terroristen in Bogota. Hochgeschätzte Verbrecher. Oder: Liebe Genossen! (Anrede noch zu überlegen.)Gemeinsam mit der Weltöffentlichkeit verurteilen wir am entschiedensten den Anschlag auf Leib und Leben von Menschen, die zudem als Vertreter ihrer Regierungen in Ihrem Lande verweilen.Anderseits können wir nicht umhin, Ihren
A: Wen nehmen wir für den Rechnungshof?B: Wieso? Ist er nicht komplett?A: Der Präsident geht in Pension. Und sein Vize geht gleich mit.B: Freiwillig?A: Freiwillig ist nur die Feuerwehr.B: Bin im Bilde. Ich hätte da einen Präsidenten, gelernter Jurist mit Parlamentserfahrung, macht gute Figur.A: Welche Blutgruppe?B: Blau.A: Ausgezeichnet.B: Wieso? Muß der Präsident des Rechnungshofes blau sein?A: Hat sich so eingebürgert.B: Bin im Bilde. Ich hätte auch einen Vize. Gelernter Jurist mit Verwaltungserfahrung, macht gute Figur.A: Welche Blutgruppe?B: Das kommt darauf an.A: Rot? Das können
Ein Schatz wird gehoben: Die Reden des Monsignore Otto Mauer, dieses Begründers und Mentors der Galerie St. Stephan. Dem Bildhauer Erwin Reiter sind sie zu danken, weil er 1967 ein Tonbandgerät gegen eine Steinplastik tauschte, um die gesprochenen (nie aufgesetzten, selten mitstenographierten) Vernissage-Ansprachen des Galerieleiters festzuhalten. Die niederösterreichische Literaturzeitschrift „das pult" druckt sie nun fortlaufend ab.Die erste galt Bruno Gironcoli und es wird klar: Es handelt sich bei Monsignore Mauer um ein „in Verlust geratenes Genie". Wo ist der, der Kunst
„Warum bin ich denn Vorstandsdirektor der Ersten Allgemeinen Mundwerke geworden?"„Fachwissen und Ausdauer, Herr Direktor."„Richtig. Warum wurde ich dann zum Obmann der Bun-desgruppe Hand- und Mundwerke gewählt?"„Weil man die Ersten Allgemeinen Mundwerke als stärkstes Unternehmen der Branche nicht umgehen konnte."„So ist es. Wieso wurde mir der Berufstitel Kommerzialrat verliehen?"„Weil sich Herr Direktor als Obmann der Bundesgruppe Hand- und Mundwerke bleibende Verdienste erworben haben."ausgezeichnet. Warum wurde ich zum Honorarkonsul jenes neuen
Dem Ballhausplatz nahestehende Kreise sollen die Nachricht noch nicht bestätigen, aber sie scheint den Tatsachen zu entsprechen: Immer mehr Politiker haben aus der gegenwärtigen Diskussion über die Politikersteuer die moralischen Konsequenzen gezogen. Sie sind dabei, ihre Besitztümer zu verschenken, um ihr Leben von nun an allein ihrer Arbeit für das Allgemeinwohl widmen zu können.
Soeben erreicht uns der flammende Appell einiger Botaniker, die sich entschlossen haben, manche Ziele der gegenwärtigen Schulpolitik zu übernehmen. Im folgenden veröffentlicht die FURCHE als einzige österreichische Zeitung den Wortlaut des Aufrufs:„Wir fordern die unverzügliche Überdachung aller Baumschulen. In den vergangenen Zeiten hatte zwischen verschiedenen Jungbäumen die schamloseste Ungleichheit geherrscht. Manche wuchsen in die Höhe, andere blieben klein. Dieser Ungleichheit wollen wir nun ein schnelles Ende bereiten. Wenn man die Baumschulenüberdeckt, kann kein Baum in den
Sehr geehrte Akademie,bei der Ausgrabung im Jahr 2580, wurde auch ein Blatt Papier zu Tage gefördert. Vermutlich stammt es aus dem Tagebuch eines Politikers um 1980. Hier die Abschrift:„9 Uhr. Konferenz für Umweltschutz. Was tun gegen Luftverschmutzung?10 Uhr. Neue Müllverbrennungsanlage eröffnet. Wegen Niederdruck viel Rauch. Hustenzuckerl genommen.10.30 Uhr. Besprechung über Arbeitslosigkeit. Wie beschafft man neue Arbeitsplätze?11 Uhr. Eröffnung der neuen automatischen Maschinenfabrik. 1200 Arbeitsplätze eingespart.12 Uhr. Rede am Weltkongreß gegen Hunger. Verantwortung der
Eine gewisse Stadträtin hat dieser Tage der Öffentlichkeit folgenden Stadtrat erteilt: Man möge vermögenden Frauen steuerliche Erleichterungen gewähren, soferne sie eine Hausangestellte in Anspruch nehmen. Damit aber die unvermögenden Frauen auch etwas bekommen, möge man ihre Ehemänner in gesteigertem Maße zur Mithilfe im Haushalt erziehen.Hier ist der soziale Gedanke an seinem Kulminationspunkt zu belauschen.Im Sinne der hochgeschätzten Politikerin sollen hier noch folgende Vorschläge in aller Bescheidenheit in den Raum gestellt und damit einer steuerlich abschreibbaren