Es hat den Anschein, als könne Portugal heute genauso wenig sein Kolonialreich mit Mäßigung und Überlegenheit liquidieren, wie vor 15 Jahren Belgien den Kongo. Zwar war der Wille dazu bereits unter Caetano gegeben. Die sich überstürzenden Ereignisse danach: der Putsch Spinolas, der bis zur Gegenwart andauernde Kampf zwischen sozialistisch gestimmter Demokratie und kommunistischem •Totalitarismus, haben dann zunächst Guinea-Bissau gewaltsam aus dem „Einheitsstaat“ herausgebrochen, hernach Mocambique dem Frelimo ausgeliefert, der bis zur Stunde noch keine feste Position in seinem Verhältnis zu den Weißen erreicht hat, endlich — und das ist jetzt eine Hauptsorge nicht nur für linke Militärs in Lissabon und rechtsgerichtete portugiesische Siedler in Luanda — Angola in einen Bürgerkrieg zwischen „Befreiungsbewegungen“ gestürzt.
Die politischen Konflikte im Süden des afrikanischen Kontinents verdienen immer mehr die Aufmerksamkeit des alten Europa, das mit seinen Grenzziehungen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier zum Teil gegen seine eigenen und gegen die Belange der dort lebenden Negervölker operiert hat. Darüber hinaus ergab sich in den Gebieten mit konzentrierter Ansiedlung von Europäern der Gegensatz zwischen „Schwarz” und „Weiß”, der seit dem Ende des Ersten Weltkriegs in der gesamten Südafrikanischen Union bestimmend wurde. Gegenwärtig wird versucht, die überall südlich des
Es , gilt als anerkannte Besonderheit der, chinesischen' Va-•riante, des Kommunismus, daß,' er sich in der Nachfolge, histo-Irisehpr Agrarauistände entwickelt und revolutionär durchgesetzt :hat..Schon wegen'dieser, von der- sowjetrussischen .Weisung jund “Erfahrung fundamental abweichenden Voraussetzung ;mußte jMaö Tse-tüngs Leistung ein Eigengewicht im politischen Kräftefeld1 unseres Jahrhunderts erlangen. ■ Mao hatte-zwar der von .Stalin beherrschten Sowjetunion einiges zu danken, als er vor ■25 Jahren,— im .Sommer 1949 — den Bürgerkrieg.in China gegen Tschiangkaischek. endgültig gewann.! Entscheidend für den Sieg jedoch waren seine eigenen Planungen und Ideen.
Als Gesetz jüngerer deutscher Geschichte gilt die Erfahrung, daß jede Ostfrage zugleich eine Westfrage aufwirft ^— und umgekehrt. Bismarcks Drei-Kaiser-Allianz erschütterte die europäischen Westmächte ebenso wie später Wilhelms II. zeitweiliges Kokettieren mit einer deutsch-britischen Allianz das zaristische Rußland. Rathenaus „Rapallo“ befremdete im Westen wie Stresemanns „Locarno“ im Osten. Es läßt sich mit Vorbehalt sagen, daß wir in diesen Tagen eine neue Variante solcher Erfahrung geboten bekommen.
Die deutsche Bundesregierung, die mit westlicher Absicherung ihre Ostpolitik bis in die fließende Grenze der Ubereinstimmung mit dem sowjetischen Europakonzept vorgetrieben hat, dürfte vielleicht überrascht sein über die Deutlichkeit der Bekundung aus Washington, die Vereinigten Staaten würden an ihren Rechten aus den Vier-Mächte-Vereinbarungen über Berlin und Deutschland festhalten.