(Schauspielhaus Graz: „Elefantenhochzeit“ von Wolfgang Le- sowsky) Wie man aus einem Elefanten eine Mücke macht, zeigt das Kolportagestück „Elefantenhochzeit“ im Grazer Schauspielhaus. Das Thema: Ein Zeitungszar kauft dem andern, der Geld braucht, eine im Privateigentum befindliche Tageszeitung ab und krempelt sie um zum Boulevardblatt, wobei der feile Chefredakteur mitmacht. Der Ge werkschafter Lemming, in Graz gespielt vom Co-Autor Günther Nen- ning, kann dagegen auch nur halbherzig mit einem. Streik agitieren.Besonders letzteres ist in der von Zeitungslöwen nicht freien
(Schauspielhaus, Graz, „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“ von Robert Musil.) Mitein wenig Verspätung nimmt auch das Grazer Schauspiel den 100. Geburtstag von Robert Musil wahr - mit der Erstaufführung seiner Posse „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer“.Leider gelingt es dem Regisseur Hermann Molzer nicht, den politischen Hintergrund durchscheinend zu machen: Vinzenz ist wie Graf Bühl, der „Schwierige“ durch den Ersten Weltkrieg gegangen, seine Anschauung der Welt und ihrer angeblichen guten „Gesellschaft“ ist dadurch sicher determiniert; Alpha, die
(Schauspielhaus Graz; „Ruhig, Bua!“ von Kurt Franz nach „Schweig, Bub!“ von Fitzgerald Kusz) Die österreichische Version des Nürnbergers Erfolgs: Heinz Hartwig zeigt unterkühlt, wie ein armer Firmling stillsitzen und sich von der Familie von Mittag bis Abend mit Essen vollstopfen lassen muß, während diese in zunehmender Alkoholisierung in Verbalinjurien ausgleitet.Das Idyll zerbricht, der Bub muß schlafen gehen. Vater (Fritz Holzer) macht sich an eine verhärmte Scheidungskandidatin (Brigitte Slezak) heran, Mutter (Gerti Pall) schmollt, Onkel (Sepp Trümmer) „sauft sich
(Steirischer Herbst, Graz) Aus der Kritik der herrschenden Verhältnisse und ihrer Entwicklung in unserem Jahrhundert schöpft Elfriede Jelinek keine im Sinn von Karl Marx, dessen Schülerin sie ist, optimistische Zukunftsvision; solange die arbeitende und ausgebeutete Masse keine Solidarität kennt in der Auflehnung, sondern sich- mit kleinen Geschenken der Großbourgeoisie abspeisen läßt, hält sie Resignation für angebracht. Dies ist derSuccus aus dem Erstlingsstück „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaft”, das Ibsens Stück
(Steirischer Herbst, Graz.) Konversationsstücke aus gebildeten Kreisen, etwa der Kunstszene, sind zur Zeit wieder hoch im Schwange. Nun hat sich im „Steirischen Herbst” auf der Probebühne des Grazer Schauspielhauses Ernst Jandl mit einem neuen Stück, „Aus der Fremde”, eingefunden.So wie der Titel ironisiert, daß ihm die Menschen, über die er Autobiographisches enthüllt, fremd sind, so relativiert Jandl das Bekenntnishafte, indem er im Konjunktiv der dritten Person spricht. Er im Stück, ein Schriftsteller um die 50, lebt allein, seine Gefährtin, Schriftstellerin um die 50,
Drei Bürden, ja fast schon Berliner Mauern haben künstlerisch tätige Frauen im Bereich der Filmkunst zu überwinden, wenn sie Zelluloid kunstgerecht und vermarktbar belichten wollen, hörte man bei den 5. Grazer Filmtagen im Forum Stadtpark, die dem Thema „Männerfilm - Frauenfilm” gewidmet waren.Die erste Hürde heißt demnach Ökonomie, denn Fernsehanstalten und Filmproduktionsfirmen setzen nur auf bewährte Namen und hätscheln das Vorurteil, daß Frauen, die ja in der Branche hinter der Kamera höchstens als Regieassistentinnen und Scriptgirls geduldet sind, keine eigenen Filme
Randerscheinungen bekommen oft Indizcharakter. So verwundert es auch nicht, daß an Nebenfronten das „Steirischen Herbstes“ wichtige Dinge passieren.Besonders kraß heuer auf der Musikszene. Denn nachdem gut und fest klassizistisch-problemlos das „Musikprotokoll 1977“ beschlossen wurde, tauchte im Spielplan der Vereinigten Bühnen als Beitrag zum „Herbst“- Schwerpunkt „Kindertheater“ eine deutschsprachige Erstaufführung einer Kinderoper aus Finnland auf, die die Tendenz internationaler Schaffensfreude deutlich demonstrierte: die „Muminoper“ von Ilkka Kuusisto, nach einem
Programmatisch, nur so weit es Qualität und Herkunft betrifft, eröffnete die großzügig neu gestaltete Grazer City-Galerie Moser ihre Schauräume mit Anton Lehmden. 55 Aquarelle, Federzeichnungen und Radierungen aus den Jahren 1960 bis 1977 zeigen gleich offenkundig Beharrendes und Evolutionäres im Schaffen des zurückgezogensten Wiener Phantasten. Immer weiter versinken Architekturen, verwildern Kulturen - und darüber ziehen Vögel ihre unbeirrten, aber seltsam wenig bedrohlichen Bahnen.Lehmden, der ja in Graz auch durch eine gewaltige Sakralgestaltung (Vin- zenz-Seminar-Kapelle in der
Ob die Komponisten, die da beim „Musikprotokoll” im „Steirischen Herbst” 32 Jahre jung sind wie der russische Emigrant Alexandre Rabi- novitch (seine ,»La belle musique nu- mero 3” ist ein nach Ravel und Mahler duftender Marsch), oder 52 Jahre alt wie Ivo Malec aus Zagreb (sein „Teh- rana für Orchester” erlebte in Graz seine europäische Erstaufführung) - eines scheint ihnen in diesem Jahr der kompositorischen Tendenzwende gemeinsam: romantische Tongemälde werden da gemalt, formal kehrt man in die Gußformen der sogenannten Klassik heim, kaum einer scheut vor dem gefühligen
Nur dem Zusammenwirken zweier Museen und einer großzügigen Förderung durch das Unterrichtssministe- rium ist eine der wenigen bedeutenden Lebensbekundungen österreichischer Gegenwartskunst von internationalem Zuschnitt zu danken. Die Neue Galerie Graz und das österrei chische Museum für angewandte Kunst (dort wird die Ausstellung vom 13. Oktober bis 20. November im Säu lenhof am Stubenring gezeigt) haben es dem gebürtigen Weststeirer Gerhardt Moswitzer ermöglicht, ein stählernes Schachspiel von Stonehenge- Dimension zu bauen.Moswitzer ist ein nach vielen Entbehrungen mit
Es ist eigentlich eine Schande: heimisches Opemschaffen wird ignoriert. Haydns Opern werden, sieht man von Eisenstadt und Hohenems ab, in unserem Jahrzehnt völlig vernachlässigt. Und Österreich überläßt es amerikanischen Gesangsstudenten, eine der elf (!) voll auskomponierten Schubert-Opern auf ihre Bühnenwirksamkeit zu überprüfen.Die Überprüfung geschah als Vorausblick auf das Schubert-Jahr 1978 in Graz, wo die Sommerakademie des American Institute of Musical Studies, in früheren Jahren in Greiz mit geglückten Produktionen hervorgetreten, des 18jährigen Franz Schubert zweites
Bundeskanzler Kreisky bekannte sich in Graz überraschenderweise auf dem Gebiet der Kulturpolitik zum Radikalismus, den als von der Wurzel zu änderndes kulturpolitisches Konzept zu interpretieren sich Unterrichtsminister Sinowatz mit fliegenden Rockschößen beeilte.Interessanter ist der Hintergrund, der sich treffend mit dem bösen Bismarck-Wort „Mit Kindern kann man alles tun, wenn man nur mit ihnen spielt”, austapezieren ließe.Denn mit der Kanzlererklärung von der in Sachen Beseitigung des kulturellen Defizits angebrachten radikalen Kulturpolitik ist dem großen Vorsitzenden wieder