Im April sind es 150 Jahre her, daß die Nachricht vom Tod Byrons in Missolunghi London erreichte. Am Ostersonntagnachmittag schien es mit ihm zu Ende zu gehen. Um fünf Uhr war er wieder klarer und ließ seinen Diener Fletcher holen. „Nun ist es fast vorüber“, keuchte er, „ich muß dir alles sagen, ich habe keinen Augenblick zu verlieren.“ Aber unzusammenhängendes Murmeln war alles, was die Umstehenden von Byrons letzten Worten hören konnten. „Augusta — Ada — Kinnaird — Hobhouse.“ Er nannte Geldbeträge und Ortsnamen. In einem plötzlichen lichten Augenblick rief er aus:
Kürzlich machte ich beim Mittagessen die Bekanntschaft eines sehr berühmten Mannes. Er war ein netter, bescheidener kleiner Mann mit einem bereitwilligen Lächeln und einer schönen Stimme. Sein Akzent war ein durch viele Jahre Aufenthalt in Amerika verbesserter Londoner Akzent.„Mr. Chaplin”, sagte ich zu ihm, „es muß Augenblicke geben, in denen Sie sich nach Zurückgezogenheit sehnen.”„Ja”, .antwortete er, „ich habe weit weniger Privatleben als ein Goldfisch.” Ich fand das eine drollige Bemerkung und lachte herzlich, wie man immer über die Witze sehr berühmter Menschen
Wären wir mit uns selbst ehrlich, so müßten wir zugeiben, daß wir nur allzu häufig in Wunschträumen schwelgen. Es gibt Augenblicke in unserem Laben — wie beschäftigt! und iglückiidh wir auch sein mögen —,’ wo wir uns in "unseren' Träumereien in eine völlig andere Lage versetzen, während wir vor uns hindämmern oder geduldig auf dem Verdeck eines Omnibusses sitzen. Wir erzählen uns dann Geschichten, in denen wir große Heldentaten vollbringen, unsere Mitmenschen bezaubern und beherrschen. Wir sehen uns im Geiste, wie wir einen großen Zuhörerkreis durch diie bloße Macht
Man behauptet, die heutige Generation habe keinen Sinn mehr für das Wunderbare. Vor 120 Jahren stellte sich der kleine Sohn des Vikars von Market Harborough das Meer als ein silbernes Tuch mit goldenen Kronen vor und den Oberbürgermeister von London als eine übermenschliche Gestalt — als eine richtige große Schildkröte, in einen Hermelinmantel gehüllt. Der gleiche Junge würde sich heute kaum solche phantastische Vorstellungen machen: Im Kino sieht er die nördlichen Meere in dunklem Zorn gegen die Küste branden und die tropischen Meere von den Leibern fliegender Fische und Delphine
Wenn der Schnee weifjkörnig die Holunderdecke betupft und die Füfja der Amseln die Abdrücke großer Ypsilons aut den Gartenwegen zurücklassen, breitet man gern Lexika auf dem Tisch aus und geht auf die Wörterjagd. Wie bei der Rennlierjagd braucht man dazu, wenn einem die Sache Spafj machen soll, eine schwere Ausrüstung. Man benötigt dazu die dreizehn dicken Bände des „Oxford Englith Dictionary“, die 24 Bände des „Dic-tionary of National Biography“, die „Cambridge Ancienl and Modern Historiei“ und vor allem so viele Lexika, wie man finden kann, in denen bei jedem Wort
Es ist nur allzu wahr, daß, wie der Philosoph sagt, Dichter geboren werden. Häufig wird mir von jungen Männern und Mädchen, die den „Drang zum Schreiben“ in sich spüren, die Frage vorgelegt: sollen sie, trotz des Drängens ihrer Eltern, eine feste Stellung anzunehmen, eine solche Belastung ihrer Begabung ablehnen und sich ganz der Literatur widmen? Diese verhältnismäßig erwachsenen Anwärter lassen sich viel leichter beraten als etwa die Mutter eines dreizehnjährigen Wunderkindes.Man kann ihnen erklären, daß der Drang zum Schreiben eine weit häutigere Erscheinung ist, als im