Obwohl der nordamerikanische Außenminister Kissinger durch die Krisen in Nahost und Fernost weitgehend gebunden ist, scheint ihn die wachsende Konfrontation, zu der sich Lateinamerika zusammenzufinden droht, in solchem Maße zu beunruhigen, daß er — endlich, wie die Lateinamerikaner sagen — sich mit ihren Problemen in weit stärkerem Maße auseinandersetzt als bisher. Er kündigte eine Reise durch Südamerika für April an und will an der Generalversammlung der „Organisation Amerikanischer Staaten“ teilnehmen, die über seinen Wunsch auf Anfang Mai vertagt wurde.
Der erwartete Besuch Fidel Castros in Chile, seine Weigerung, die Beziehungen zu den USA und der OAS zu „normalisieren“ und sein Angebot an die „revolutionären Völker“, ihnen sogar mit Soldaten zu helfen, zeigen, daß die Spannungen in Lateinamerika sich einem neuen Höhepunkt nähern. Zwar sind sich alle lateinamerikanischen Länder darin einig, von den USA bessere Handelsbedingungen zu fordern, worauf Nordamerika zu antworten pflegt, daß man die Forderungen zwar respektiere, aber wegen des Kongresses nicht bejahen könne.