„Die Welt stürzt ein“, sagte einst Papst Pius IX., als er die Meldung von Österreichs Niederlage bei Kö-niggrätz erhielt. Ähnlich erschüttert zeigt sich nun der )yAZ“-Korrespon-dent in Madrid, der über den „Rechtsruck“ in Portugal seinem Blatt nur Schröckliches berichten kann. Daß das nachrevolutionäre Portugal erstmals eine mehrheitlich abgesicherte Regierung besitzt — was wiegt's gegenüber dem Entsetzen, daß damit eine „eindeutige Schwächung sozialistischer Positionen“ verbunden ist? Weit über die drei Minister hinaus reiche die Bedeutung der Zentrumsdemokraten,
Ist der Schwung, mit dem Begin und Sadat ihren Durchbruch durch dreißigjährige Fronten versuchten, schon verraucht? Beginnen auch zwischen Jordan und Sinai die ehernen Gesetze diplomatischer Verhandlungen wieder Geltung zu bekommen, wonach jedes Nachgeben nur als Schwäche ausgelegt wird und die Verhandlungsmodalitäten wichtiger sind als das Endergebnis? Mag sein, daß die Zeit für grundlegende militärische Einigungen noch nicht reif ist. Ist sie es auch nicht dafür, ohne Rücksicht auf Feinformulierungen der Tagesordnung in das Gespräch darüber einzutreten, was diese Tagesordnung ja
Die Stephanskrone kehrt zurück. Nach einem Menschenalter im Exil wird sie nun wieder an jene Regierung übergeben, die sich als die rechtmäßige zwischen Neusiedlersee und Karpaten fühlt. Und die als solche anerkannt wird, obwohl sie auf 1948 aufbaut, obwohl ihre Führer die Männer sind, die 1956 mithalfen, den Aufstand niederzuschlagen. Anerkannt nicht nur von eigenen und Kremls Gnaden, sondern auch von der Weltöffentlichkeit. Die „normative Kraft des Faktischen“...1849 brachten ungarische Aufständische die Stephanskrone ins osmanische Exil, um die Krönung Franz Josephs zu
Prags und Preßburgs Schriftsteller sitzen wieder an einem Tisch. Auf Befehl. Denn so intensiv ist die Liebe zwischen beiden Völkern nicht, daß ihre Literaten sich freiwillig zusammengefunden hätten, nachdem ihre einstige Einheit vor zehn Jahren der Föderalisierung ihres Staates zum Opfer gefallen war. Nun gibt es nur noch eine „tschechoslowakische“ Literatur, keine tschechische mehr und keine slowakische. Nochmals wird versucht, eine Einheit zu verordnen, die keine ist. Wie schon 1918-sie zerfiel dann vor vierzig Jahren. Damals sprach man vom „Bindestrich-Staat", als man -
Adolf Suarez erregt erneut Erstaunen. Es war offenbar schon zu viel Zeit verflossen, seit ihm der fast reibungslose Übergang von der Diktatur zur konstitutionellen Monarchie gelungen war. Daß es nun auch in seinem Land Streiks und Unruhen und Inflation gab - wo gibt es sie nicht in diesen Jahren im krisengeschüttelten Europa (außerhalb Österreichs)? - schien den bekannten Pessimisten vom Dienst schon wieder als Beweis für ihre Meinung, daß ihm kein langes (politisches) Leben beschert sein würde, daß die Zeit des Sozialismus auch in Spanienvorder Tür stünde. Umsomehr, als die
Der Sieger heißt Papandreou. Die griechischen Wahlen brachten den erwarteten Linksruck. Wieso das plötzlich? Als Portugal nach 40 Jahren Diktatur ins linke Extrem verfiel, mußte nach leidvollem Chaos das Pendel nach rechts ausschlagen, um sich schließlich links der Mitte einzuspielen. In Athen vermied Ka- ramanlis mit geschulter Hand und konservativer Politik den Back lash nach nur sieben Jahren Militärherrschaft. Daß dabei so mancher zu ihm stieß, der der Erfahrung, nicht dem Programm die Zustimmung gab, zeigte sich deutlich. Wer sich an den Bürgerkrieg von 1945 erinnerte, wer keine
Die vorgeplante Gebührenerhöhung unserer Post wurde auf die Zeit nach den Wahlen verschoben, die „kleine Reform“ im nächsten Jahr bringt nur geringfügige Änderungen. So die neue Zwischenstufe von 100 Gramm dort, wo bisher zwischen 21 und 250 Gramm nur eine Portostufe galt. Damit wird auch die erst kürzlich erschienene grüne 4,50-S-Marke mehr Verwendung finden als heute, wo sie nur Jur Drucksachen bis zu einem halben Kilo gebraucht wird. Auch die Notwendigkeit der für nächstes Jahr angekündigten 3,50-S-Marke wird klar, deckt sie doch die Geschäftsbriefe bis 100 Gramm ab. Doch die
So war es wirklich. Jeder, der in jenen Jahren als Kriegsgefangener hinter sowjetischem Stacheldraht saß, hat auch die einheimischen Leidensgenossen in Erinnerung, die tatsächlich von Bluthunden eskortiert wurden, wenn man sie zur Arbeit trieb. Der „Tag im Leben des Iwan Denisowitsch“ jeiner von 3653, verlief wirklich so. Die Suppe heiß löffeln zu können, nicht eingesperrt zu werden, ein Stück Blech ins Lager schmuggeln zu können - solche Glücksfälle hoben den Tag aus dem grauen Ablauf der andern hervor. Man kann das mit Worten schildern - kann man es auch im Füm dar stellen, so
Capucci ist frei. Der Melchiten- erzbischof, der als Waffenschmuggler verurteilt worden war, kann sich von seiner Haft erholen, kann sich neuen Aufgaben, abseits seiner früheren, zuwenden. Aber nicht von seiner Schuld, nicht von politischen Hintergründen seiner Freilassung soll hier gesprochen werden. Anlaß für seine Freilassung bot die Bitte des Papstes um Gnade. Das Oberhaupt von 500 Millionen Katholiken war sich nicht zu gut, beim Präsidenten eines kleinen Drei-Millio- nen-Staates um Gnade zu bitten. Auch nicht, eine erste, als zu wenig entgegenkommend befundene Version seines Briefes
Aus dem Streit um das Universitätsorganisationsgesetz ist ein „Fall Antoniolli“ geworden. Der Präsident des Verfassungsgerichtshofes , hielt es mit seiner Rechtsauffassung unvereinbar, die Verfassungskonformität des großen Reformgesetzes zu bestätigenspeziell jenen Passus, der paritätisch zusammengesetzte Gremien über Forschungsaufgaben entscheiden lassen will. Dies widerspräche der Verfassungsbestimmung von der Freiheit der Wissenschaft, meinten die Wissenschafter schon bei den Verhandlungen um das UOG. Über Wissenschaft könne nur der entscheiden, der wissenschaftlich
„Ich war einmal“, plauderte Hans Weigel mehr als vier Wochen hindurch täglich vor dem Abendjournal inö 1 aus seinem Leben. Auch wenn er sich dem Siebziger nähert (und diese Reihe wohl auf diesen Tag aufmerksam machen sollte) - Hans Weigel bewies in diesen Plaudereien, daß er nicht nur „einmal war“, sondern daß er noch immer „da“ ist, zum Vergnügen aller derer, die sich gerne von seinen spitzen Bemerkungen ärgern lassen, er, der so gerne das Messer der Sprache an echte (oder vermeintliche) Mißstände ansetzt - mitunter mit (ihn) schlagenden• Erfolg. Kernsatz war wohl das
Wenn ich deine Meinung zu beeinflussen suche, ist es Information, wenn du meine Meinung beeinflussen willst, ist dies Manipulation, karikierte Günther Nenning schon vor etlichen Jahren die Tendenz im politischen Bereich, mit zweierlei Maß zu messen. Als die noch junge Kreisky-Regierung vor sieben Jahren antrat, war ihr erster Gag, die bisher „schwarz“ geführten Ministerien durchzukämmen und die für die Öffentlichkeitsarbeit bestimmten Mitteln „der Wissenschaft“ zuzuführen. Die Freude der Wissenschaftler blieb gemessen, erreichten doch die freigemachten Summen kaum nennenswerten
Die Verdächtige mußte freigelassen werden. Die Aussage derer, die mit ihr auf der Party waren, wogen schwerer als die Zeugnisse jener, die sie als Teilnehmerin an der Mordpartie zu erkennen glaubten. In dubio pro reo. Das muß Grundsatz bleiben. Auch dort, wo die Polizei besonders energisch durchzugreifen pflegt — und doch nur selten zum Erfolg kommt. Die Polizei hat es schwer in der Bundesrepublik. Jene, die allergisch sind gegen Andeutungen des Polizeistaates machen ihr ebenso das Leben schwer wie jene anderen, die allergisch sind gegen zu viel Unordnung. Wo bleiben die Kommissare, die
Kein großer Gedenktag der letzten fünfzig Jahre hat sich derart im Gedächtnis der Wiener eingeprägt wie der 1. August 1976 - der Einsturz der Reichsbrücke. „So was merkt man sich doch!” war der Kehrreim der Befragten, als die ORF-Reporter der Erinnerung nachspürten. Es ist ja auch seither so manches geschehen, daß sich dieses Datum noch tiefer einprägen konnte. Lukian wurde in seinen gräßlichen Alpträumen von der Wirklichkeit weit übertroffen, Amtsrat Blokirovac übertraf sich selbst - und was hier noch offenblieb, schaffte das Hochwasser. Als es gelungen war, die vorletzte
In drei Teile will Schulminister Sinowatz den Ferienstart-Lindwurm zerhacken, um ihn besser auf die Straßen verteilen zu können. Wer aber beginnt und riskiert, eine Woche zu frösteln, bevor er es wagen kann, in den Attersee zu steigen? Ging’s nicht auch anders? Etwa die Zeugnisse am Mittwoch statt am Freitag zu verteilen? Und damit jene, die schulschlußorientiert starten können, von jenen zu trennen, die betriebsbedingt bis zumWochen- ende warten müssen? Auch die Norddeutschen starten am Donnerstag - und treffen dann am Freitag nachmittag auf die aufbrechenden Österreicher. Ihnen