Wer am Vortag von Christi Himmelfahrt zur zweiten Vollversammlung der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland nach Würzburg abreiste, konnte nicht sagen, ob er die Wäsche, die er für eine Sitzungsdauer bis zum Sonntag eingepackt hatte, wirklich brauchen würde. Die Zeichen für Würzburg standen auf Sturm. Die Bischofskonferenz hatte durch einen Beschluß die Diskussion über die Themen „Wiederverheiratung Geschiedener“ und „Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern“ („viri probati“) blockiert. Kenner der Szene rechneten mit dem Auszug einer starken Gruppe von Synodalen. Eine solche Sezession hätte die Synode beschlußunfähig machen können, und das wäre möglicherweise gleichbedeutend mit einem Scheitern gewesen.
Furcht breitet sich heute mehr und mehr in der Kirche aus, obwohl die erste frohe Botschaft vom Erscheinen Christi an die Welt lautete: „Fürchtet euch nicht!“Ein Mann, der sich um das Fortleben der Kirche sorgt, verglich sie jüngst mit einer schwerkranken Mutter, die ihrer Sinne nicht mehr mächtig ist und in geistiger Umnachtung den Familienbesitz verschleudert; die treuen Kinder verfahren mit ihr, wie man eben mit Kranken verfährt: sie sagen mitleidig ja zu den verwirrten Entscheidungen, die sie trifft, führen sie jedoch nicht aus und lassen die Familie weiterleben wie in den Zeiten,