Zu Anfang der Neunzigerjahre lernte ich, der achtzehnjährige, im Altwiener Haus der Habsburgergasse, wo ich bei den Eltern meines Erziehers Doktor Oskar Walzel wohnte, den ungefähr ein Jahr älteren Hofmannsthal kennen, der klug auf die Pflege seines jungen Ruhmes bedacht, den Germanisten und Literarhistoriker Walzel besuchen kam. Man weiß, daß Hofmannsthal mit seinem ersten Werk „Gestern“, dem andere Einakter „Der Tod des Tizian“, „Kentaur und Weib“ folgten, in Wien und bald auch in Deutschland berühmt wurde, nicht weniger bei den Anhängern der traditionellen, wie bei denen
Ein Fürst, dessen Güter an Deutschland grenzten, heiratete um sein zwanzigstes Jahr herum eine schöne Frau. Er war sehr verschieden von ihr, aber sie liebte seine Verschiedenheit als ein lockendes und verheißungsvolles Geheimnis, von dem sie glaubte, es werde sich eines Tages wundervoll enthüllen. Im zweiten Jahr ihrer Ehe gebar sie ihm einen Sohn, der im Heranwachsen seiner Mutter ähnlich wurde. In der folgenden Zeit ermüdete die Erwartung in ihrer Liebe, denn die Verschiedenheit zwischen ihnen blieb gleich groß. Zehn Jahre später erkrankte der Fürst. In seiner letzten Zeit, als das
Bald darauf wurde der Erwin zwanzig Jahre alt. Um diese Zeit bedrückt es ihn, daß er die Lösung des Geheimnisses vomLeben nicht gefunden hatte, und um sie zu finden, beugte er sich tiefer und ängstlicher über seine Vergangenheit. Da wurde ihm vieles'klar. Er bekannte, gefehlt zu haben, indem er das Wunder des Lebens in etwas anderem als wie im ganzen Leben selbst gesucht hatte, im Leben, das immer gleich wundervoll ist, weil es sich selber gleich bleibt, da es morgen sein wird, wie es gestern war, weil es ja heute nicht anders ist. Darum auch, weil jedem sein Leben das einzige Wunder war,