Manchmal war es für den Deutschen, der Schweden in den dreißiger Jahren besuchte, erstaunlich, daß die wirkliche Weltberühmtheit der Selma L a g e r 1 ö f nicht ausreichte, um sie vor dem despektierlichen Urteil zu schützen, das damals deutlich im Ansteigen war. Man lächelte über sie, wenn das Gespräch auf sie kam, man nannte sie ..Tante Selma“. Erst bei nähere; Kenntnis des neuen Schweden verstand man, daß es sich hier um einen klaffenden Generationsbruch handelte. Die Dichterin, die trotz ihres Alters Millionen Leser der ganzen Welt faszinierte, hatte sich in ihrer Heimat
Am 16. September 1920 brachten die Stockholmer Blätter eine Nachricht, die Aufsehen und Bestürzung erregte: der Dichter Dan Andersson, der in einem Hotel der Stadt übernachtet hatte, war am Morgen tot aufgefunden worden. Wer seine Dichtung kannte, mochte glauben, daß er freien Willens aus dem Leben gegangen war: die Tat wäre mit den schweren, verzweiflungsvollen Versen der jüngsten Zeit vereinbar gewesen. Aber die näheren Erklärungen ließen diesen Tod in einer ganz anderen Tragik erscheinen, vor der man ratlos stand. Das Hotelzimmer, das Dan Andersson spät nachts bewohnt hatte, war
Es war im Herbst 1946. Ein Bekannter hatte mir einen ganzen Stoß von Zeitschriften übergeben, die eine Schwedin jüngst in Österreich gekauft und nach Stockholm gebracht hatte. Zeitschriften aus Österreich! Da saß ich nun und blätterte in diesen Kundgebungen — den ersten, die ich seit acht Jahren zu Gesicht bekommen hatte. Was würden sie enthalten?Vor allem auffallend waren die expressiven Titel. „Die Brücke“, „Der Turm“, „Die Bastei“ hießen sie und ließen auf ein neues gespanntes Leben und Wollen schließen. Altes und bis jetzt Unbekanntes fand ich, Namen, wie Trakl