Wird das Bochumer Schauspielhaus nach dem Weggang von Peter Zadek nach Hamburg seinen Ruf als Westdeutschlands Avantgardebühne Nr. 1 bewahren? Nach wir vor scheint man vornehmlich auf das Spektakuläre zu setzen. Auch die lange Liste der prominenten Gastregisseure, von Peter Hall bis Andrzej Wajda, läßt nicht darauf schließen, daß man in einen bequemen Stadttheatertrott verfallen möchte. Vorerst ist eher das andere Extrem der Fall. Für die renommierte „Zeit” war das jüngste Fiasko bereits Anlaß für die Frage im besten Fußballjargon: „Steigt Bochum jetzt ab?”Auf einen Skandal
Daß die Bibel eine schier unerschöpfliche Quelle für dramatische Geschichten, konfliktgeladene Themen und psychologisch reizvolle Figuren ist, haben auch schon früher Maler, Dichter und Dramatiker dankbar zu nutzen gewußt. Nun lud das Bochumer Schauspielhaus zur Uraufführung eines Stük- kes, das schlicht „Die Bibel“ heißt und statt eines Verfassernamens lediglich den Hinweis „Gruppenprojekt“ trägt. Die Bochumer durften also von vornherein mit einem gesteigerten, wenn auch etwas skeptischen Interesse beim Publikum und bei der Kritik rechnen. Denn war nicht schon ein Max Reinhardt bei seinem Versuch gescheitert, die Bücher Moses“ zu einem monumentalen Broadway-Bühnenspektakel aufzubereiten, obwohl ihm doch damals Mitarbeiter wie Kurt Weill und Franz Werfel zur Seite standen?