Es ist noch gar nicht so lange her, daß im Dom zu Münster die Lukas-Passion von Krzysztof Penderecki uraufgeführt wurde. Der 30. März, der Tag, an dem dieses Ereignis stattfand, ist seitdem ein Datum der Musikgeschichte. Uber fünfzig Aufführungen in der ganzen Welt haben bislang das geistige Format und die musikalische Kraft dieser seit Bach bedeutendsten Passionsvertonung erwiesen und das Augenmerk auf einen zeitgenössischen Komponisten gelenkt, dem es gelungen ist, aus dem Teufelskreis der speziellen Festivals für neue Musik auszubrechen; denn diese Lukas-Passion findet starken Widerhall selbst beim sogenannten breiten Publikum, dessen Geschmack immer noch traditionell ist, das heißt: weitgehend vom Ideal des bloßen Schönklangs in der Musik geleitet und bestimmt wird.