Sechsundzwanzig Jahre nach seiner Geburt stand die Heimat noch unter den Schwingen des Doppeladlers. Mag sein, daß der zweiköpfige Vogel als Symbol zu deuten ist für einen Dualismus der Seele und der Sinne, der den Dichter Josef Weinheber in hohem Maße charakterisierte. Wer das Schweben und Leben zwischen zwei Weltanschauungen, das Zwiespältige der großen, aber so tragischen Erscheinung des Dichters erkennen und werten will, greife zu den „Selbstbildnissen“. Dieses Wörtchen „selbst“ spielte keine geringe Bolle in seinem dramatischen Dasein. Aus diesen Selbstbetrachtungen, Selbstanalysen und Selbsterkenntnissen entstanden Weinhebers „Selbstbildnisse“ und führten über Selbstvorwürfe und Selbstanklagen zur Selbstzerfleischung und — Selbstvernichtung.
Unter den Frauen Altösterreichs haben sich viele durch hervorragende Eigenschaften des Geistes oder Charakters ausgezeichnet. Doch keine ist mit jener merkwürdigen Frau zu vergleichen, welche mit solchen geistigen und menschlichen Qualitäten ausgestattet war wie Pauline Metternich. Sie wurde am 26. Februar 1836 als Tochter Moritz Sándor de Slavniczas in Wien geboren, war von Jugend an und später durch ihre offizielle Stellung mit den bedeutendsten Persönlichkeiten ihrer Epoche, mit Herrschern, Staatsmännern, Diplomaten ebenso wie mit Gelehrten, Künstlern und Künstlerinnen in Berührung gekommen. Im vormärzlichen Wien aufgewachsen, hat sie die Revolution 1848 erlebt, ebenso die Katastrophenjahre 1859 und 1866, aber auch die Glanzzeiten des zweiten französischen Kaiserreiches und sein tragisches Ende. Sie erlebte schließlich auch noch die letzte, üppige Blüte der Reichshauptstadt Wien, ja sogar den ersten Weltkrieg und den darauffolgenden Zusammenbruch der Doppelmonarchie.