Schönste Bestimmung

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Kommt, lasst uns die Worte wiegen, her mit der Goldwaage, her mit den Gewichten der Welt für alles, was mit Bedacht die Sprache der Unverfrorenheit im Munde führt und Fragen, die ins Unverlässliche treiben oder Behauptungen, was hier und überall erlaubt wäre.

Die Redefigur posiert als Vorbild in allen Sendern mit dem entsprechenden Sendungsbewusstsein eines egomanischen Wesens mit totalitärem Anspruch. Es kann nur und immer wieder, selbst im Jahr 2018, funktionieren durch die unglaubliche, absolut unverständliche Zulassung zur unkontrollierten narzisstischen Gebärde, die gesehen werden will, sonst würde sie uns nicht anblicken aus den vermeintlichen Fenstern zu einer Welt, von der man sagen hört: Ich kann die Welt nicht mehr verstehen. Obgleich mit Hochdruck daran gearbeitet wird, das Unzulässige als das ganz Normale erscheinen zu lassen. Und wenn schon ein paar Affen oder ein paar Menschen, die sind es ja nicht wert, an einer Versuchsreihe sterben. Kommen sie uns auf die Schliche, entschuldigen wir uns im Namen der Firma. Der Name zieht immer. In die Scheinnormalität. Ins Verderben. Darum lasst uns die Worte der falschen Ansagen irgendwelcher Autoritäten wiegen, alle die Worte, die schleichend, unbemerkt oder aktiv geleugnet in das Gewöhnliche führen, in die Trugschichten, die alles entwürdigende Geschehen untermauern mit schönen Lügen und ihren kurzen Beinen.

"Die Wirklichkeit der Religion ist das Entsetzen des Menschen vor sich selbst", sagt Karl Barth. Das ist mein wunderbares Gegengewicht auf meiner goldenen Wortwaage. Sie ist aufgestellt im Reich der Poesie, dort ist "nichts gewöhnlich, nichts normal", meint die Dichterin Wisława Szymborska, "vor allem kein einziges Dasein hier auf der Erde". Diese Wahrheit ist nicht aufzuhalten, sie ist unsere schönste Bestimmung!

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