6759137-1968_07_10.jpg
Digital In Arbeit

Es brennt in der Alserstraße

Werbung
Werbung
Werbung

Das Haus in der Alserstraße hatte übrigens schon vorher eine groteske Rolle in der Ausübung meines Dienstes gespielt. Die Wiener Presse hatte in den dreißiger Jahren auch eine schlankere Montagausgabe zu machen, die unseren Dienstantritt um 7 Uhr früh erforderte. Redaktionsschluß war um 9 Uhr. Nun hatte sich Hofrat Wilhelm von der Polizeikorrespondenz freundlicherweise er- bötig gemacht, den vier kleinen Zeitungen um 8.45 Uhr auf ihren Anruf hin noch wichtige letzte Nachrichten telephonisch durchzugeben. An einem Montagmorgen rief ich also wieder einmal die Korrespondenz Wilhelm an und bekam als letzte Nachricht zu hören: „Im Hause Alserstraße Nr. 26 brennen seit 8 Uhr früh Lift und Stiegenhaus und verqualmen die Wohnungen. Die Inwohnenden machen Anstalten, aus den Fenstern zu springen. Die Feuerwehr arbeitet mit Exhaustoren und auch einem Sprungtuch auf der Alserstraße. Die Aktion dauert zur Stunde an.“ Mechanisch nehme ich die Meldung auf und beginne, nachdem ich an den Chef den Stopalarm gegeben habe, unverzüglich die Meldung niederzuschreiben. Und nun geschieht etwas Merkwürdiges. Im Augenblick, da ich die Worte „im Hause Alserstraße 26“ niederschreibe, beginnt mein vorwiegend visueller Charaktertyp, der am Telephon ausgeschaltet war, zu funktionieren, und ich erfasse: Mein Gott, das ist ja das Haus, in dem ich wohne, das geht ja allenfalls auch mein Zimmer an! Ich greife zum Telephon, finde meine Quartierfrau in Tränen aufgelöst, beruhige sie, soweit das möglich ist, und amtiere dann weiter für das Blatt, denn dort ist jetzt jede Minute kostbar. Übrigens war der Brand nicht so groß, wie er anfangs aussah, und blieb für mich nur in Erinnerung als Beweis dafür, wie auch Journalistenarbeit, die man mit Leib und Seele liebt und lebt, abstumpfen und mechanisch machen kann.

Unvergessen

Übrigens: Die Anfangsschwierigkeiten der Redaktion waren nicht größer als die des hingebend und aufopfernd arbeitenden technischen Apparates und der Verwaltung. Faktor Hunger, Obermaschinist Zinnbauer, die Metteure Dimweber und Schwab, Angestellter Reiohl, die unermüdlichen Freunde Kloiber, Wazek, Sommerbauer u. a. und die Korrektoren und Verwaltungsangestellten gaben sich ihrer Aufgabe ganz hin und sind mir noch heute namentlich in Erinnerung. Uber den damaligen Maschinsetzer Zückner im Schlußkapitel.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung