Es glaubt's zwar keiner, aber jeder spürt es, die wichtigste Per-sori in einer Schule ist der Schulwart beziehungsweise Ober-schulwart. Er schaukelt im Prinzip den Laden. Und wenn er nicht will, können die anderen noch so strampeln, es hilft ihnen gar nichts. Der Schulwart ist der geheime Herrscher im Reich der Schule. Der Direktor, die Lehrer, Eltern und Schüler sind sozusagen sein Personal.
Vielleicht ein Beispiel gefällig: Wer ein Schulhaus betritt, muß sich kritischen Blicken des Schulwarts unterziehen, ob er will oder nicht. Und wer Schulwartblicke lesen kann, der weiß, sie bedeuten: Schuhe abstreifen, wir sind ja in keinem Schweinestall! Das betrifft nicht nur Schüler, sondern auch deren Lehrer und beide wissen, daß so ein beleidigter Schulwartblick schreckliche Folgen haben kann. Diese können von Verweigerung der Schulmilchausgabe über Limitierung des Kreideverbrauchs bis hin zu Drohungen reichen, wie: Frau Fachlehrer, wie es in ihrer Klasse ausschaut, so etwas hab' ich in meiner zwanzigjährigen Dienstzeit noch nicht erlebt.
Ich glaube, das muß ich einmal dem Herrn Direktor melden. So geht das wirklich nicht weiter. Ich bin ja doch nicht der Putzfetzen vom Dienst. Was glauben Sie, wo wir da hinkommen, wenn wir solche Zustände einreißen lassen. Ich möcht' schon sehr bitten, daß diese Sauerei eine andere wird.
Ja, so oder so ähnlich könnten die Maßregelungen eines Schulwarts schon lauten. Und wie klein dann so ein Lehrer oder Schüler oder vielleicht auch so ein Direktor dasteht, das kann sich jeder leicht ausmalen.
Wie gesagt, der Schulwart ist der geheime Herrscher in einer Schule und mit ihm ist nicht zu spaßen. Am besten ist es, man bringt ihm untertänigst und demütigst Bauch- oder sonstige Opfer dar. Zu Weihnachten eine Steige Welschriesling. Zu Ostern eine Steige Müller-Thurgau und zu Schulschluß eine Steige Schilcher können so ein Schulwartgemüt schon besänftigen, wenn es sein muß, und wenn diese Opfer sich von Eltern- und Schülerseite her noch verdreifachen. Es hilft alles nichts, auch ein Schulwart ist ein Mensch, auch wenn er manchmal so tut, als wäre er der liebe Gott.
