Abschied von einer großen Journalistin

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Ihre ersten journalistischen Gehversuche wagte sie in der FURCHE. Doch ihre große Berufs-„Liebe“ wurde das Radio. Im 76. Lebensjahr ist Dolores Bauer, Radio-Pionierin, verstorben.

1968 wurde sie in der Ära Gerd Bacher zum damals neuen „Aktuellen Dienst“ im ORF-Hörfunk geholt. Dort etablierte sie die Abteilung „Dokumentation und Zeitgeschehen“. Radiogeschichte schrieb sie mit ihrer wöchentlichen Sendung „Im Brennpunkt“, in der sie kontroversielle Themen vor den Vorhang holte. Ein unbedingter Einsatz für Gerechtigkeit – hierzulande wie in der Welt – zeichnete Bauer dabei aus — empathischer Zugang zu Themen und Menschen war vorbildhaft für viele Journalisten. Fast „selbstredend“ geriet sie ins Visier der Intervenierer der Parteien und Interessenvertretungen und verließ den ORF in Richtung Politik: 1986 bis 1989 saß sie für Erhard Busek als nichtsamtsführende Stadträtin im der Wiener Stadtsenat – und kehrte, von diesem Ausflug ernüchtert in den ORF zurück:

Ab 1989 war sie in der Hörfunkabteilung Religion tätig und entwickelte heute noch laufende Sendungen wie die Sonntag-Morgenleiste „Erfüllte Zeit“, aber auch die nicht zuletzt entwicklungspolitischen Beobachtungen und Reportagen gewidmeten „Aufbrüche“ auf Ö1. Auch in dieser Tätigkeit, die sie bis zur Pensionierung 1999 ausübte, waren ihr Zugang durch die Eckpunkte Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung geprägt.

Dolores Bauer war und blieb bis zum Schluss ihrer katholischen Kirche in kritischer Loyalität verbunden. Schon früh verschaffte sie sich, als das längst noch nicht selbstverständlich war, als Geschiedene in der Kirche Gehör und wurde daher auch in diesem Themenbereich zur Avantgardistin. In den letzten Jahren war ihre Stimme, krankheitsbedingt, leise geworden. Dolores Bauer bleibt aber als große – katholische – Journalistin in nachhaltiger Erinnerung.

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