Abseits der Strandbäder

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Auch wenn es in diesem Sommer kein so richtiges Badewetter gibt, bietet Kärnten seinen Gästen sehr viel, nämlich eine Fülle qualitätvoller Kulturveranstaltungen. Vielleicht ist es heuer sogar eine Besonderheit, daß sich bei den Ausführenden Jung und Alt einstellen, bei den Gästen sollte sich diese Begegnung fortsetzen.

Das Festival "Carinthischer Sommer" war dafür schon ein Vorgeschmack. Das erste Konzert bestritt das San Francisco Symphony Youth Orchestra. Da saßen junge und noch jüngere Musiker an den Pulten und musizierten mit hinreißender Spielfreude. Eine erfreulich große Zahl von Preisträgern von "Jugend musiziert" spielte sich in die Herzen der Zuhörer und werden dies in den kommenden Wochen noch tun.

Das wichtigste Ereignis des Carinthischen Sommers ist heuer aber die Uraufführung der Kirchenoper "Hochzeit in Kana" von Peter Planyavsky. Nachdem es noch vor zwei Jahren so ausgesehen hatte, als müßte man auf die Stiftskirche von Ossiach als Spielstätte verzichten, ist dieser unvergleichliche Kirchenraum wieder für die Oper gewonnen. Das Werk handelt vom Wirken Jesu in einer unruhigen Zeit, und als Besonderheit wird das Volk gezeigt, in seiner Ungläubigkeit, seiner Verwirrung, seiner Hoffnung. Die Tonsprache des Werkes unterscheidet zwischen den beiden Ebenen, die Inszenierung ist bewußt einfach, die Solisten sind von früheren Jahren in Ossiach bekannt.

Eine Besonderheit des Festivals ist der "Kindersommer". Kinder spielen, singen und bilden auch das Publikum (Erwachsene sind dabei durchaus erwünscht). Heuer wird unter der Gesamtleitung von Kurt Pahlen ein Fest für Hans Christian Andersen gegeben, mit dem Märchen von der Prinzessin und dem Schweinehirt. Und weil wir uns nun in aristokratischen Kreisen bewegen: An der Gedenkveranstaltung der berühmtesten Damen unserer Zeit kann auch der Carinthische Sommer nicht vorbeigehen: Gunda König liest Gedichte von Kaiserin Elisabeth und Berichte über Lady Diana. (Bis 27. August, Karten unter 04243/2510) Nicht Klangfarben sondern Aquarell und Öl bestimmen die Atmosphäre in der Kärntner Landesgalerie, Klagenfurt. Dort zeigt man Höhepunkte Kärntner Malerei aus den letzten zwei Jahrhunderten. Namen wie Arnulf Rainer, Giselbert Hoke oder Kiki Kogelnik sind allgemein bekannt. Man sollte daher die Gelegenheit nützen, sich den weniger berühmten Künstlern zuzuwenden.

Da wäre etwa Eduard von Moro. Als Dilettant im besten Sinn des Wortes stand dieser Textilindustrielle am Anfang eines Weges, der aus der Provinzialität hinausführte. Gut vertreten ist in der Ausstellung der Nötscher Malerkreis mit Franz Wigele, Sebastian Insepp, Anton Kolig und Anton Mahringer. Reduktion auf das Wesentliche und expressive Farbigkeit sind ihre Kennzeichen, deren Linie bis zum Sonderfall Werner Berg führt. Man könnte übrigens einen Aufenthalt in Kärnten mit einem Besuch in der neugestalteten Werner-Berg-Galerie im unterkärntner Bleiburg verbinden. (Bis 15. November) Doch zurück nach Klagenfurt, in die Landesgalerie: Der Aufbruch in die Moderne, in die junge Kunst des Informels, wurde entscheidend von Maria Lassnig geprägt, die zusammen mit Hans Staudacher und Hans Bischoffshausen die Wiener Kunstszene prägte. Vergleicht man die idyllischen Landschaftsbilder der Brüder Willroider aus dem 19. Jahrhundert mit den mathematisch ausgeklügelten, industriell vorgefertigten Aluminium-Elementen von Josef Dabernig, so erhält man einen Eindruck, welch weiten Weg die Kärntner bildende Kunst bis heute zurückgelegt hat. (Bis 6. September) Kunst soll auch unterhalten, doch auf hohem Niveau. Genau das scheint das Motto der Schloßspiele Porcia in Spittal an der Drau zu sein. Der Renaissance-Hof als Rahmen, einfache, doch stimmungsfördernde Ausstattung, psychologische Personenführung durch die Regie, natürliches Spiel und hohe Sprechkultur sind jedes Jahr die Kennzeichnen. Auch heuer stehen wieder drei Komödien mit hohem Anspruch auf dem Spielplan. "Der Arzt wider Willen" von Moliere erhält seltsame Aktualität, wenn man an die Zweifel an der medizinischen Wissenschaft denkt, die heutzutage von Seiten der Esoterik kommen. In "Madame Courage" von Victorien Sardou werden keine tiefgehenden Probleme behandelt, sondern Situationen voll Komik in beißenden Witz gebettet. Das dritte Stück auf dem Spielplan ist "Olympia" von Ferenc Molnar, eine Attacke auf das angeblich so süße Leben der angeblich so guten Gesellschaft. Die Namen der Regisseure, Albert Tisal, Klaus Gmeiner und Peter Pikl versprechen auch heuer wieder die für Schloß Porcia übliche gelöste Stimmung. (Bis 31. August, Karten unter 04762/3161) Noch vieles gibt es in Kärnten zu entdecken: Da sind die Konzerte im Klagenfurter Stift Viktring oder die neue Konzertreihe im Schloß Wolfsberg, dessen historische Räume im Tudor-Stil einen ganz besonderen Rahmen bilden. Und wie wäre es mit einem Besuch im Auer-von-Welsbach Museum in Treibach-Althofen? Man lernt dort nicht nur einen bedeutenden österreichischen Erfinder kennen. Man findet dort auch die größte Feuerzeug-Sammlung der Welt und ärgert sich vielleicht, daß man die eine oder andere Kostbarkeit selbst nicht richtig gewürdigt, sondern einfach verloren hat.

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