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Das Wiener Künstlerhaus zeigt erstmals in Österreich eine umfassende Personale des Malers Peter Atanasov, eines widerspenstigen Grenzgängers zwischen Realismus und Experiment.

Als sich vor bald einem Jahrhundert die ungegenständliche Malerei in die Liste der tragenden Stile innerhalb der Malerei eintrug, formulierte einer ihrer Hauptvertreter, Wassily Kandinsky, dass nunmehr die Welt zweigeteilt sei. Auf der einen Seite bahne sich das "große Abstrakte" einen Weg zur Wirklichkeit, daneben würde aber auch das "große Reale" weiterhin gleichberechtigt bestehen. Nicht zuletzt aufgrund der von Kandinsky in seiner Malerei völlig vollzogenen Hinwendung zum großen Abstrakten schien es eine Zeit lang ausgemachte Sache zu sein, dass man nur mehr in dieser Tradition arbeiten könne. Freilich drängte alsbald auch wieder das große Reale auf die Bildfläche, sodass sich die Kunstwelt in diesem Entweder-Oder einpendelte.

Wie so oft erwiesen sich klar umrissene Alternativen als Scheinlösungen. Neben vielen Halbherzigkeiten, die die Kunstwelt auch zu bieten hat, gehören die Arbeiten von Peter Atanasov zu jenen konsequenten Zugängen, die keinen faulen Kompromiss zulassen. Die unnötige Wahl zwischen dem Abstrakten und dem Realen überwand Atanasov, indem beide auf seinen Bildern zu ihrem Recht kommen, und zwar gleichzeitig. Zu idealtypisch scheint ihm diese Unterscheidung zu sein, ist doch jedes Bild per se abstrakt und dennoch eine sehr reale Welt. So gesellen sich bei Atanasov zu Bildelementen, die in der abstrakten Tradition des Colourfield Painting stehen und in manchen Passagen an die Auseinandersetzung mit den Arbeiten des um zehn Jahre älteren Wolfgang Hollegha oder an jene seines früh verstorbenen Freundes Gottfried Mairwöger erinnern, mit in realistischer Manier gemalten Elementen, manchmal geradezu hyperrealistisch, manchmal in der Nachfolge der sogenannten Naiven.

Kein fauler Kompromiss

Die abstrakten Elemente, von jeher dazu bestimmt, jegliche Anknüpfungspunkte an irgendeine Geschichte, die da erzählt würde, zu verweigern, setzt auch Atanasov in diesem Sinne ein. Sie rinnen als Fremdkörper in die in realistischer Manier gemalten Passagen ein, überstülpen etwa einen Himmel mit einer Tapetenwand oder transponieren ihn in einen hermetischen Farbraumkörper. Aber Atanasov gelingt es, dieses Eindringen zu verbergen, so offensichtlich es auch gemalt ist. Die Fremdkörper fügen sich harmonisch ein - spätestens jetzt ist bewiesen, dass das Gegensatzpaar von Abstrakt und Real eine denkerische Schwachstelle war, die die Malerei überwinden kann.

Im Gegenzug verweigern die realistischen Elemente bei Atanasov einen vereinfachten fotorealistischen Blick. Seine menschenleeren Landschaften erinnern immer wieder an die gesteigerte Wirklichkeit der Surrealisten und wirken vor dem Hintergrund des touristischen Schnappschusses aus den letzten Ferien eher unwirklich. Und obwohl keine Menschen in Figur oder Portrait vorkommen, sind sie allgegenwärtig: Unzählige Architekturelemente zeugen von der geschaffenen Landschaft, die breit gestreuten symbolischen Andeutungen laden zu einer Wanderung durch die Wirklichkeit von Peter Atanasov ein.

Peter Atanasov

miele e amore. Bilder 1977-2007

Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien

Bis 13. 1. 08 tägl. 10-18, Do 10-21 h

24. 12.: 10-13h; 25.12.: 13-18h; 26.12.: 10-18h; 31.12.: 10-15h; 1.1.: 14-18 Uhr

Katalog: Peter Atanasov, miele e amore. Bilder 1977-2007, Wien 2007,

82 Seiten, € 19,-

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