Absurde Realität kenntlich machen

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Der Linzer Autor Thomas Baum denkt sich in die Wahrnehmungswelt von Jugendlichen hinein.

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Der Linzer Autor Thomas Baum denkt sich in die Wahrnehmungswelt von Jugendlichen hinein.

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Jetzt geht's rund', sprach der Papagei und flog in den Ventilator", entschlüpft es dem sanften Jack in Thomas Baums Jugendstück "Time Out", angesichts von Lucky, der gerade unschuldig von den Medien zum großen Drogendealer hochstilisiert wurde und an diesem Spiel auch noch Gefallen findet. Jack ist allerdings nur eine Nebenfigur im großen "Live"-Spiel um Drogen und Gewalt, das im Theater im Zentrum zur Uraufführung kam, so etwas wie ein alter ego des Linzer Autors. Mit den beiden Jugendlichen Lucky und Sunny, die sich immer tiefer in ihr Spiel verstricken, stolpert er durch eine aberwitzige Wirklichkeit, in der die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt zunehmend durchlässiger erscheinen und unsere an sich schon absurde Realität bis zur Kenntlichkeit und damit zur Diskussionsgrundlage für Eltern und Kinder verrückt wird.

"Ich habe versucht, mich in die Wahrnehmungswelt der Neunziger-Kids hineinzudenken", erinnert sich der vierzigjährige Vater zweier Kinder an seinen persönlichen Generationenkick, als er erstmals 32 Programme am Bildschirm hatte. "Die Jugendlichen heute driften auf andere Art weg als wir damals. Widerstand kann sich heute durch Hineingehen in die andere, die virtuelle Welt ausdrücken und ist für Erwachsene schwieriger mitzukriegen, weil er sich oft in Schweigen oder in einem Im-Bildschirm-Sein ausdrückt. Die heutige Form des Wegdriftens birgt die Gefahr in sich, daß man sich die Auseinandersetzung erspart, auch über jenen Teil, wo Unverständnis aufeinanderprallt."

"Time Out" ist Thomas Baums erstes Jugendstück. Kritische Themen lagen ihm allerdings schon früher. Zu nennen wären da unter anderem seine peniblen Recherchen über katholische Sekten für sein Drehbuch zum Fernsehfilm "Verkaufte Seele", in dem der verzweifelte Kampf eines Ehemannes gegen einen skrupellosen Ordensherren geschildert wird, sein Drama über Kindesmißbrauch "Kalte Hände" oder sein - von Kitty Kino verfilmter - Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung "Das Geständnis".

Dabei sah es für den aus einer Schauspielerfamilie kommenden Autor zunächst aus, als würde er den Weg eines pragmatisierten Lehrers gehen. Die Bühne - als Sänger, Schauspieler und angehender Dramatiker - waren anfangs seine nebenberuflichen Hobbys. Mittlerweile lassen ihn zahlreiche Auszeichnungen - wie der gerade erst verliehene Oberösterreichische Landesliteraturpreis - und sein internationaler Erfolg bei Film und Fernsehen längst zuversichtlich in die Zukunft und auf seinen ersten, demnächst im Linzer Resistenz-Verlag erscheinenden Roman "Inversion" blicken.

Time Out: bis 19. Dezember Karten: (01) 52110/230

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