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Als hätte es die arme Irma la Douce nicht schon schwer genug, schwanger, von geilen Kriminesern bedrängt, alle Beschützer auf der Teufelsinsel, mußte ihr auch noch eines der schrecklichsten aller Schicksale widerfahren, die einer wie ihr drohen: Eine spannungslose, fade Aufführung in Wiens Volkstheater. Möglicherweise hatte sich Regisseur J. Michael Fields eine nostalgische Inszenierung im Stil der fünfziger Jahre in den Kopf gesetzt. Das wäre eine ehrenvollere Erklärung als schlichtes Unvermögen. Immerhin wäre ihm in diesem Fall zuzugestehen, daß er ein weiteres Mal überzeugend bewiesen hat, daß das Theater kein Museum ist. Auch kein Nostalgie-Museum, falls das jemals jemand geglaubt hat. Beim Urteil über diese "Irma la Douce" - der Daumen zeigt unweigerlich nach unten - ist freilich ein mildernder Umstand zu berücksichtigen: Es ist äußerst fraglich, ob es einem anderen Regisseur mit anderem Konzept gelungen wäre, den Staub von diesem Text zu blasen und seine grauenhaften Ungereimtheiten zu überspielen. Leider ist auch die Musik nicht wirklich umwerfend. In dieser Aufführung schon gar nicht.

Nicole Ansari ist eine ganz gute Irma, mehr aber auch nicht. Ludwig Hirsch kann mit viel Nachsicht auch als gerade noch ganz gut bezeichnet werden. Einen erschwerenden Umstand gibt es auch: Das fehlende Tempo. Tempo hätte manches retten können. Fazit: Irma la Douce überlebt im Film von Billy Wilder, der mit dem Stoff frei umging. Auf der Bühne ist sie ein Schatten ihrer selbst.

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