Akins Schmäh-Abfolge

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Fatih Akin hat die Leichtigkeit wiedergefunden. Sein neuer Film „Soul Kitchen“ mit Moritz Bleibtreu ist ein turbulentes, leichtfüßig erzähltes Ensemblestück, in dem der deutsch-türkische Regisseur von der Schwere seiner letzten Filme deutlich abrückt.

„Soul Kitchen“ erzählt von einem Restaurant in Hamburg, in dem Chef Zinos (Adam Bousdoukos) tagtäglich fettige Fritten, Burger und Backfisch serviert – seine Kunden verlangen danach, davon ist der Gastronom überzeugt. Ein neuer Koch (Birol Ünel) will aus dem Laden einen Gourmettempel machen, Zinos’ Bruder (Moritz Bleibtreu) bekommt nur unter der Bedingung Freigang vom Gefängnis, dass er in dem Restaurant arbeiten darf, und Zinos’ Freundin (Pheline Roggan) will sich selbst verwirklichen und haut nach Schanghai ab. Die Ereignisse in dieser spaßigen Revue überschlagen sich: Zinos’ Freundin findet einen neuen Lover und das Lokal gehört dank dem Knastbruder bald einem Immobilienmakler.

Ein bunter, lauter und auf Pointen hin inszenierter Film. „Soul Kitchen“ steht als krasser Gegenentwurf zu Helmut Dietls „Rossini“ da: Bei Dietl feierte die Münchner Hautevolee beim Nobelitaliener, bei Akin liegt die Taverne in einer Gegend, in die sich Schickimickis niemals verirren würden.

In Akins Filmografie steht „Soul Kitchen“ etwas allein da. Denn obwohl der Regisseur auch hier soziale und migrationspolitische Themen anreißt, bietet „Soul Kitchen“ vor allem leichte (und leicht vorhersehbare) Unterhaltung. Doch Akin vermag diese Seichtheit mit einer charmanten Zusammenstellung in der Schmäh-Abfolge und einem intelligent angelegten Soundteppich so zu servieren, dass selbst derbe Späße kein Fremdschämen provozieren. Mehr noch: Zwischen den Klängen von „La Paloma“ und Hans Albers’ „Das letzte Hemd“, zwischen Hamburger Backsteinfassaden und Multikulti-Zusammenleben keimt im Film des Deutschtürken Fatih Akin ein ganz stark spürbares Heimatgefühl. Und eine allerorts sichtbare Anbetung an und Verneigung vor seiner Stadt Hamburg. (Matthias Greuling)

Soul Kitchen

D 2009. Regie: Fatih Akin. Mit Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu. Verleih: Polyfilm. 100 min.

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