Am Ende des Lebens beginnt ein Stück Traurigkeit

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König Lear, Hamlet, Ödipus. Die Theatergeschichte ist voll von großen Erzählungen über den Generationenkonflikt. Joshua Sobol hat diesen Konflikt vom Pathos der tragischen Heldengeschichte befreit und die zutiefst menschlichen Seiten darin herausgearbeitet.

"Libera me" heißt das neue Stück des israelischen Erfolgsdramatikers, das vergangenen Montag im Theater in der Drachengasse Premiere hatte. Das Wiener Off-Theater bringt damit bereits das fünfte Stück von Sobol zur Aufführung, der darin die großen Themen des Lebens verhandelt und diese zu einem resignativen Ende führt: "Wenn wir ohne jeden Grund zur Welt kommen, wenn wir ohne jedes Ziel voranschreiten, dann ist das Bleiben ohne jeden Sinn."

In dem Zwei-Personen-Drama versuchen ein alter Mann (von Hermann Schmid mit abgeklärter Trotzigkeit verkörpert) und sein Sohn (hervorragend gespielt von Anselm Lipgens) noch ein Stück Lebensweg gemeinsam zu gehen, aber die Ziele sind schon zu weit voneinander entfernt und Ungeduld macht sich auf beiden Seiten breit. Die Wortgefechte zwischen Vater und Sohn laufen ins Leere und nur in kurzen, berührenden Momenten von Zärtlichkeit und manchmal auch Aggressivität finden sie zueinander. "Ein toter Körper wird begraben, warum nicht auch eine tote Seele?", fragt der Vater seinen Sohn.

Die Freiheit, sich vom Leben zu verabschieden - auf die der Titel rekurriert - und die Kraft loszulassen, müssen aber erst im Laufe des Abends von den zwei Protagonisten erlernt werden. Was zurückbleibt, sind die hastig überlieferten Erinnerungen des Vaters und ein Stück Traurigkeit.

Kein leichter Stoff für Günther Treptow, der, wie bereits in den vorangegangenen Produktionen ("Der Todeskampf der Zwiebeln", "Die Wanderer"), auch hier Regie geführt hat. Er ordnet den Text zu einem stringenten, intimen Spiel ohne pathetische Überspitzungen und bedeutungsvolle Überfrachtung an. In Treptows unsentimentaler Inszenierung macht Schmids und Lipgens authentisches Spiel das schwierige Stück zu einem spannenden Theaterabend. Allein der immer wieder eingespielte Soundteppich zeigt sich als irritierend und überflüssig, weil dem Geschehen auf der Bühne eigentlich nichts hinzugefügt werden muss.

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