Archäologischer Schock

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Sensationelles Synagogenmosaik im Jüdischen Museum Wien.

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Sensationelles Synagogenmosaik im Jüdischen Museum Wien.

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Hauptattraktion der Ausstellung "Eden - Zion - Utopie. Zur Geschichte der Zukunft im Judentum" im Wiener Jüdischen Museum ist das Synagogenmosaik aus Sepphoris. Das 1993 von israelischen Archäologen im heutigen Zippori entdeckte, 13 mal vier Meter große Fußbodenmosaik einer Synagoge aus dem fünften Jahrhundert zeigt eine höchst lebendige Darstellung der zwölf Tierkreiszeichen, in deren Mitte den von vier Rossen gezogenen Sonnenwagen Apolls. Die Büsten vier großäugiger Frauen, die vier Jahreszeiten symbolisierend, nehmen die Eckfelder ein, prachtvolle Chanukkaleuchter, kostbare Darstellungen von Schaubroten und Früchten und der Opferung Isaaks belegen, daß sich auch die Juden Galiläas der sie umgebenden hellenistischen Kultur nicht verschließen konnten.

Natürlich schockierte die Entdeckung von Bodenmosaiken in spätantiken Synagogen die Religions- und Kunsthistoriker wegen der Mißachtung des jüdischen Bilderverbots. Aber nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem (70 n. Chr.) wurden offenbar die Synagogen als Kultorte aufgewertet und dementsprechend kunstvoll ausgeschmückt. Sepphoris lag nahe der Straße, die von Akko nach Tiberias führte; dorthin kehrt das Mosaik nach Ende der Ausstellung am 20. Februar 2000 wieder zurück.

Die übrige Schau ist dem Orientierungsbedürfnis des Menschen im Kreislauf des Jahres, im Ablauf des Lebens und über das Lebensende hinaus gewidmet. Zukunftshoffnungen und deren Propheten, Staatsutopien und religiöse Messiaserwartungen sind kennzeichnend für das Judentum. So sind der älteste Kalenderstein in hebräischer Sprache, jüdische Ritualgegenstände um Lebenslauf und Tod (unter anderem ein Toravorhang zur Vermählung von Kronprinz Rudolf!), prophetische Schriften, Werbefilmaufnahmen aus einem Kibbuz der dreißiger Jahre oder Fotografien aus dem sowjetisch-jüdischen Sozialutopiegebiet Birobidschan zu sehen. Aber auch moderne Kunstwerke versuchen sich dem Thema anzunähern. Die neu eingeführten Audio-Guides des Museums können dabei eine gute Hilfe sein.

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