"Arm, aber nützlich"

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Schwarzhumorige Zukunftsfarce im Wiener Künstlerhaus.

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Schwarzhumorige Zukunftsfarce im Wiener Künstlerhaus.

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Eine Art Gehege auf drei Ebenen, Beamtenstube und Obdachlosenasyl in einem, so präsentiert der Theaterverein Proscenion seine Produktion "Aranü" ("Arm aber nützlich") im Wiener Künstlerhaustheater. Die Geschöpfe, die sich hier tummeln, sind aus dem gesellschaftlichen Produktionsprozeß heraus- und damit der staatlichen Obsorge anheimgefallen. Sie klammern sich an den vorgegebenen Tagesablauf, zum Nichtstun verdammt, erfinden eigene Notwendigkeiten, zum Beispiel, den Frühstückskaffee auf bestimmte Uhrzeiten aufteilen zu müssen.Von Barbara Spitz und Alexandra Sommerfeld mit aalglatter Freundlichkeit gespielt, locken zwei "Sachbearbeiterinnen" mit einem makabren Tauschgeschäft: Lebenszeit gegen ein bißchen Menschenwürde. Das eigene Ablaufdatum, die "Veränderung" (in Granulat) und die Form danach (Uhr oder Computermaus) dürfen dabei selbst ausgesucht werden.

Obwohl die schwarzhumorige Zukunftsfarce nicht nach einer Stückvorlage, sondern von Karin Koller, Jens Knorr und dem Ensemble entwickelt wurde, entstanden prägnante Charaktere, etwa die nur durch die Angst um ihren Arbeitsplatz zu erschütternde Beamtin (Susanne Stach) oder die plötzlich aus dem "Computernetz" gefallene Topmanagerin (Elisabeth Prohaska). Vor allem aber berührt Massud Rahnama durch die Naivität seiner Figur und deren unerschütterlichen Traum vom Erfolg an der Wallstreet. Gelegentlich hängt dem Stück das Improvisatorische seiner Entstehung nach, doch wie Entmündigung und menschenverachtende Behandlung von Sozialhilfeabhängigen in eine nicht mehr wegzulachende Wirklichkeitsnähe gerückt werden, hinterläßt Beklemmung.

(Bis 11. September. Informationen: 01/5870504)

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