Bedeutung der Symbolpolitik

Werbung
Werbung
Werbung

Ein Wort in feministischem Interesse. Nein, verdrehen Sie bitte nicht die Augen. Ich weiss, dass der Feminismus als démodé gilt, im besten Fall liebenswürdig angejahrt, im schlechteren enervierend, jedenfalls Generation Komfortschuh. Nicht weiter gefährlich, steht aber manchmal im Weg.

Dementsprechend fällt die mehrheitliche Reaktion auf die Forderung nach geschlechtergerechter Änderung des Textes der Bundeshymne aus. Erstaunlich, dass sich ein paar ÖVP-Machos davon so aufgestachelt fühlten, dass sie nachgerade subversives Potenzial aktivierten. Nur um eine Parteikollegin daran zu hindern, das Thema vor den Nationalrat zu bringen. Reife Leistung, Burschen.

Gern würde ich eine Stimme gegen die Anerkennung der großen Töchter des Landes vernehmen. Dann könnte man wenigstens argumentieren. Unzulässiger Eingriff in ein Kunstwerk? Na ja, die Amerikaner schreiben "Tom Sawyer“ um, damit diskriminierende Bezeichnungen für Schwarze nicht weiter überliefert werden.

Doch Argumente werden gar nicht erst aufgeboten. Die Killerphrase lautet: Haben wir keine anderen Sorgen? Das klingt so pikiert wie die Stimme meiner Mutter bei Fernsehwerbung für Hygieneprodukte: Muss das sein?

Natürlich, es gibt Wichtigeres. Gibt es wohl immer. Aber ich lasse mir nicht ausreden, dass Symbolpolitik entscheidende gesellschaftliche Signale setzt. Ein symbolpolitischer Akt wiegt manchmal schwerer als ein realpolitischer, eben weil man ihn auch einfach hätte sein lassen können. Was war es anderes als Symbolpolitik, als vor kurzem einige Gemeinden Hitler die Ehrenbürgerschaft aberkannten?

Das sei nun ganz etwas Anderes, meinen Sie? Warum? Es geht da wie dort um ein Bekenntnis. Darum, ein für alle Mal Stellung zu beziehen. Große Söhne, große Töchter, gleichwertig. Muss das sein? Ja, schon.

Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung